Grosserfolg «Tiger King»
Mit «Tiger King» hat Netflix gerade den ganz grossen Blockbuster gelandet. Die Dokumentation über einen durchgeknallten Zoobesitzer dominiert die sozialen Medien wie keine Serie mehr seit «Game of Thrones». Und Tweets, Posts und Memes sind bekanntlich die Währung, mit der die Streamingdienste neue Abonnenten gewinnen.
Auf die sozialen Medien ausgerichtet
Zufall ist der Erfolg von «Tiger King» in den sozialen Medien selbstverständlich nicht. Sind doch die Hauptzutaten der Serie die klassischen Internet-Gassenhauer: Tiere, Sex und Kuriositäten.
Netflix-Konkurrent Sky steigt mit etwas mehr Stil ins Rennen um die Doku-Zuschauer. Der Vierteiler «Hillary» zeigt das Leben der US-Starpolitikerin. In einem exklusiven Interview blickt Hillary Clinton zurück auf Karriere, Skandale und Privatleben.
«Hillary»: Verkappte Werbesendung
Die Serie ist auf Hochglanzniveau produziert. Allerdings fehlt ihr die Hauptzutat einer richtig guten Dokumentation: Der neutrale Blick auf die Geschehnisse.
«Hillary» ist eine mehrstündige Werbesendung für die ehemalige Präsidentschaftskandidatin. Sie wird als grosse Frauenrechtlerin und volksnahe Sympathieträgerin gefeiert. Heikle Themen werden zwar angesprochen. Zu Wort kommen allerdings hauptsächlich Leute aus Clintons Umfeld. Gegner werden nicht befragt.
Deal zwischen Clinton und Streamingplattform?
Die Serie ist zwar durchaus spannend anzusehen. Neben dem grossen Interview gibt es viel buntes Archivmaterial aus dem Privatleben der Clintons. Als Zuschauer muss man sich aber bewusst sein, dass dahinter vermutlich ein Deal zwischen Protagonistin und Streaming-Plattform steht. Die Plattform bekommt ein exklusives Interview mit einem Weltstar. Der Star die Möglichkeit einer Imagekorrektur.
Raubkatzen und Junkies
Der Deal bei «Tiger King» ist ähnlich. Protagonist Joe Exotic bekommt mit Netflix eine weltweite Plattform. Und damit die Möglichkeit, seinen Narzissmus auszuleben. Er gibt dafür intime Einblicke in sein Leben.
Das Leben des Tigerkönigs ist wirklich mehr als verrückt. Der schwule Zoobesitzer schart in seinem privaten Tierpark nicht nur mehr als 200 Grosskatzen um sich, sondern vor allem unendlich viele schräge Gestalten. Die meisten von ihnen ebenfalls drogensüchtig.
Niveau: Trash-TV
Am traurigen Leben der dokumentierten Menschen kann man sich als Zuschauer durchaus ergötzen. Man muss sich einfach bewusst sein, dass die Serie ungefähr das Niveau von RTL2 «Hartz IV»-TV hat. Sie ist nur etwas hochwertiger produziert dank Netflix-Millionen.
Man konsumiert also sicher nichts pädagogisch wertvolleres als eine frei erfundene Fantasyserie wie «Game of Thrones». Dafür ist «Tiger King» beste Unterhaltung. Und sind wir ehrlich: Wegen nichts anderem schalten wir Streamingplattformen wie Netflix doch ein.
Die Doku-Serie «Tiger King» ist verfügbar bei Netflix. Den Vierteiler «Hillary» gibt es bei Sky. Für beide Streamingdienste benötigt man ein Abonnement.