1. «The Sopranos»
Die New Yorker Mafiafamilie war meine Einstiegsdroge in die Welt der guten Serien. Ich schaute «The Sopranos» in den 2000ern während einem Auslandaufenthalt in Hamburg. Und zwar auf einem winzigen Röhren-TV in der Küche meiner Hamburger Gastfamilie. Statt wie heute auf einem Sofa sass ich auf einem Holzstuhl, den manche Serienfans wohl als Folterinstrument bezeichnen würden. «The Sopranos» zog mich aber dermassen rein, dass ich sämtliche 86 Folgen auf diesem Stuhl schaute, ohne Schmerz zu bemerken.
Bei «The Sopranos» geht man eine Beziehung mit den Hauptfiguren ein. Liebt sie, aber hasst sie auch. Serienkritiker bezeichnen den Obermafioso Tony Soprano als Urvater der modernen Serienfigur, die nicht nur Held sondern auch Antiheld ist. Als Zuschauer darf man durchaus gespalten sein, was die Beziehung zur Hauptfigur angeht. Denn genau dieses Wechselbad der Gefühle ist es doch, das Serien zum Abenteuer macht.
Die HBO-Serie «The Sopranos» ist verfügbar beim Streamingdienst von Sky.
2. «Six Feet Under»
Als erstes erinnere ich mich bei «Six Feet Under» an das Gefühl, als ich die Serie fertig geschaut hatte: Totale Leere. Das war ein bisschen wie Familienentzug. Denn beim Schauen wird man Teil dieser merkwürdigen Familie, deren zu Hause gleichzeitig ein Bestattungsinstitut ist.
Vermutlich war bei mir die innere Leere auch leichter Liebeskummer. Ich hatte mich bei «Six Feet Under» in eine der Hauptfiguren verguckt. Den stockkonservativen anfangs verkappten Schwulen David Fisher. David ist die erste wirklich realistische schwule Serienfigur, der ich begegnet bin.
Zu Beginn der Serie kämpft er innerlich mit seiner Homosexualität. Mit seinem liebenswerten (und heissen) Lebenspartner kommt er deshalb nicht wirklich auf einen grünen Beziehungszweig. Mit der Zeit kriegt’s David aber immer besser hin.
Die HBO-Serie «Six Feet Under» ist verfügbar beim Streamingdienst von Sky.
3. «Sons of Anarchy»
À propos verliebt: Auch bei «Sons of Anarchy» war mein Crush auf die Hauptfigur eigentlich der Hauptgrund, warum ich die Serie so mochte: Der blonde langhaarige Jax Teller (gespielt von Charlie Hunnam) ist quasi die Motorradversion von Kurt Cobain. Man schaut ihm einfach gerne zu, wie er sich als sexy Gangleader rührend aber auch knallhart um seine Motorradclique kümmert.
Für alle, denen heisse Darsteller nicht als Argument reichen: «Sons of Anarchy» bietet knallharte Action in Form von Ganggewalt, Drogenhandel und Zuhälterei. Und trotzdem hat die Serie Tiefgang und zeigt hochaktuelle Probleme der amerikanischen Gesellschaft: Rassismus, Privilegiertheit der Weissen und Sexismus.
Die FX-Serie «Sons of Anarchy» ist verfügbar beim Streamingdienst von Sky und als VOD z. B. im Google Play Store.
4. «Lost»
Dem Himmel danken kann, wer diesen Serienklassiker noch nicht gesehen hat. Mir haben die ersten drei Staffeln «Lost» die um Längen spannendsten Sofastunden meiner Serienkarriere besorgt. Dabei ist der Plot eigentlich recht simpel: Flugzeug stürzt auf einsame Tropeninsel. Passagiere versuchen auf der Insel zu überleben.
Als ihr grösster Feind entpuppt sich nicht der Mangel an Wasser oder Nahrung - sondern ein mysteriöses Geheimnis der Insel. Zu sehen bekommt man dieses Geheimnis nie richtig. Aber man macht es irgendwo zwischen den überwachsenden Atombunkern im Dschungel und menschenfressenden Monstern in Form schwarzer Rauchschwaden aus. Klingt aufregend, oder? Ist es auch!
Die ABC-Serie «Lost» ist verfügbar beim Streamingdienst von Sky und als VOD z. B. im Google Play-Store.
5. «The Wire»
Eigentlich wollte ich die «beste Serie aller Zeiten», wie sie von vielen Kritikern genannt wird, seit Jahren schauen. Die Pandemie verschaffte mir endlich die Zeit dazu. Hat «The Wire» das schier unglaubliche Rating von 9.3 in der Filmdatenbank IMDB verdient? Nach vier Folgen vermute ich: Ja. Gezeigt wird die Jagd nach einem grossen Drogenbaron in der US-Ostküstenstadt Baltimore.
Allerdings fokussiert die Serie nicht auf Action sondern auf das beinahe symbiotische Zusammenspiel zwischen Polizei und den Drogengangs. Die Serie macht auf keiner der beiden Seiten Schuldzuweisungen, sondern zeigt erstaunlich neutral die Menschlichkeit, die es sowohl bei Polizei als auch bei den Gangs gibt. Ich werde auf jeden Fall weiterschauen.
Die HBO-Serie «The Wire» ist verfügbar beim Streamingdienst von Sky und als VOD z. B. im Google Play Store.
Hinweis: Man könnte vermuten, der Verfasser dieses Textes erhält Schmiergeldzahlungen von Sky, weil sämtliche hier empfohlenen Serien dort verfügbar sind. Dem ist natürlich nicht so. Sky ist in der Schweiz aber Hauptausspielkanal für die Produktionen des US-Pay-TV-Netzwerkes HBO, das überdurchschnittlich viele Serien herausragender Qualität produziert hat. Zudem fokussiert Sky etwas stärker auf ältere Serien, während Netflix vor allem neue Produktionen ins Zentrum rückt. Folgende Ausnahme soll Netflix-Abonnenten versöhnlich stimmen:
Bonustipp: «Gilmore Girls»
Ich nahm die Serie nicht in meine Kult-Top 5, weil ich das Gefühl habe, die Meinungen der meisten Leute zu «Gilmore Girls» sind gemacht. Hier allerdings mein Hinweis an alle «Gilmore Girls»-Muffel: Gebt der Serie eine Chance! Gerade zu Corona-Zeiten könnten die «Gilmore Girls» wegen physischer Distanz abgekühlte Herzen erwärmen.
Man kann eintauchen in die amerikanische Kleinstadt-Familienidylle. Und ich finde die Serie darum so schön, weil sie zwar idyllisch aber nicht kitschig ist. Die erste geist- und seelenreiche Seifenoper!
«Gilmore Girls» ist verfügbar bei Netflix und als VOD bei diversen Anbietern.