Ich mag Serien, die stark von einer Stimmung geprägt sind. Am liebsten sind mir Serien mit düster-melancholischem Touch. Darum gefiel mir «Wilder» von Anfang an. Schon die vereiste Romantik gottverlassener Alpentäler in Staffel 1 packte mich. Für Staffel 2 wurde die Serie dann in den Jura verlegt. Noch mehr Pampatristesse - in einer mir weitgehend unbekannten, mystischen Landschaft.
Staffel 3 spielt in La Chaux-de-Fonds
Auch die dritte Staffel «Wilder» spielt im Jura. Zu den vom Wind vereisten Hügelzügen von La Brévine kommt nun die vergessene Stadt La Chaux-de-Fonds hinzu. Eine Stadtlandschaft der Gegensätze. Herrschaftliche Uhrmachervillen der Jahrhundertwende treffen auf triste Wohnblocksiedlungen. Die Zeit scheint in verschiedenen Jahrzehnten stehen geblieben. Vermutlich, weil die Stadt maximal entfernt liegt von den pulsierenden Zentren der Schweiz. Nach Zürich und Genf sind es jeweils zwei Stunden.
«Wilder» zeigt von La Chaux-de-Fonds Orte, denen wir überall in der Schweiz täglich begegnen. Hallenbäder mit Holzdecke, Chinarestaurants mit Neonleuchtschrift und Coiffeursalons mit fahrbaren Heizhauben. Orte, die eigentlich viel typischer für die alltägliche Schweiz sind als verschneite Bergspitzen. Aber weil wir sie so häufig sehen, fallen sie uns gar nicht mehr auf.
Mir gefällt, wie respektvoll «Wilder» mit diesen Schweizer Alltagsorten umgeht. Sie werden leicht hochstilisiert. Dank aufgeräumten, symmetrischen Bildern und langsamen Kamerafahrten sieht alles ein bisschen schöner aus als in Realität. Nach «Wilder 3» könnte es einem durchaus passieren, dass man den 60er-Jahre Wohnblock im eigenen Quartier plötzlich mit anderen Augen sieht.
Bewährtes Ermittlerduo Rosa und Kägi
Auch sehr typisch Schweiz finde ich an «Wilder» die beiden Hauptfiguren. Rosa, die disziplinierte Kommissarin, die immer alles richtig machen will. Und wie viele Schweizer Frauen gerne vergisst, auch mal andere in die Pflicht zu nehmen. Ihr Ermittlerkollege Kägi ist meistens ein bisschen muff, hat aber ein gutes Herz. Er spricht nicht besonders gerne – am wenigsten über seine Probleme. Das dürfte vielen Schweizer Männern bekannt vorkommen.
Hollywoodreife Actionszenen
Bei der Handlung haben die «Wilder»-Macher für die dritte Staffel einen Gang hochgeschaltet. Rosa und Kägi jagen einen Serienkiller, der es auf Polizistinnen und Polizisten abgesehen hat. Das ist zwischendurch so actionreich, wie wir es uns eher von Hollywood-Blockbustern als von SRF-Dienstagabendkrimis gewöhnt sind. Man darf sich auf Rosa Wilder freuen, die mit ihrem Auto im Rückwärtsgang durch eine Tiefgarage rast. Eine typische Schweizer Tiefgarage, natürlich!
Die dritte Staffel von «Wilder» wird bei SRF 1 ab 5. Januar 2021, jeweils Dienstagabend um 20.05 Uhr, zu sehen sein. Die komplette dritte Staffel von «Wilder» wird ab dem ersten Ausstrahlungstag auch exklusiv auf Play Suisse zur Verfügung stehen.