Die Landwirtschaft von morgen soll effizienter und nachhaltiger sein. Deshalb fokussieren sich Schweizer Start-ups auf Herausforderungen heutiger Bauern. Stets mit dem Ziel, den Einsatz von Wasser, Dünger und Pestiziden zu optimieren oder ganz zu vermeiden.
Pflanzen besser verstehen
Das Westschweizer Agrar-Start-up Vivent Biosignals ist auf die Überwachung pflanzlicher Gesundheit spezialisiert. «Die Pflanzen sollen uns sagen, was sie brauchen», erklärt Pflanzenphysiologe Andreas Kolbeck. Vivent hat ein Gerät entwickelt, das elektrische Signale im Pflanzeninnern misst und mittels künstlicher Intelligenz analysiert.
«Aufgrund der Daten sehen wir, ob ein Mangel an Wasser oder Mineralien vorliegt oder sich ein Schädlingsbefall abzeichnet.» So kann der Bauer auf die Signale reagieren, bevor äussere Anzeichen auftreten.
Kartoffeln optimaler lagern
Vivent ist zudem in ein Projekt involviert, bei dem es um die Lagerung von Kartoffeln geht. «Kartoffeln werden vor der Weiterverarbeitung monatelang temperatur- und feuchtigkeitskontrolliert gelagert.» Das Problem: «Sobald sie keimen, sind sie für die Nahrungsmittelindustrie nicht mehr brauchbar.» Ein entsprechendes Keimhemmungsmittel ist seit zwei Jahren verboten, alternative Produkte sind teuer.
Ziel der Forschung ist es, die Lagerung besser zu überwachen. Auch hier ist eine sensorbasierte Technologie im Spiel, die den Keimungsprozess frühzeitig vorhersagen soll. Dadurch lassen sich die Behandlung und die weitere Verarbeitung der Kartoffeln präziser planen sowie Qualitätsverluste minimieren.
«Gjätt» gezielter entfernen
Unkraut ist in der Landwirtschaft ein grosses Thema und verhindert, dass gesäte Pflanzen optimal wachsen. Gerade im herbizidfreien Bio-Anbau bedeutet das Jäten der Felder hunderte Stunden Handarbeit und hohe Kosten.
Das Zürcher Start-up Caterra hat einen Roboter entwickelt, der das Unkraut «wegballert» – mittels Laserstrahlen. «Der Roboter fährt übers Feld und fotografiert den Grund», erklärt Aurel Neff, Mitgründer des Start-ups. «Die Software macht einen Abgleich mit Zehntausenden von Pflanzenbildern und identifiziert das ‹Gjätt›.»
Dann kommt der Laser zum Zug. «Der Laserstrahl erreicht eine Hitze von über 1000 Grad. Die Pflanzenzellen platzen und sterben ab.» Der Markteintritt ist für 2026 vorgesehen.
«Broad leaved dock control» ist ein Forschungsprojekt im Prototyp-Stadium, das sich mit der Entfernung der stumpf blättrigen Ampferpflanze befasst, die auf Weiden wuchert und das Wachstum von Gras und Kräutern stört. Die Kühe fressen sie nicht.
«Unsere Drohne liefert hochauflösende Bilder der Felder, Software und künstliche Intelligenz erkennen und lokalisieren die Ampfer», sagt Dejan Šeatović, Leiter Kompetenzbereich intelligente Systeme an der Ostschweizer Fachhochschule. Den Rest soll dereinst ein Roboter erledigen – und zwar mit Hochdruck und Heisswasser.
Daten und Technik in der Ausbildung
Neue Systeme und Technologien spielen auch in der Ausbildung junger Bauern eine Rolle. «Das macht den Job spannend, bringt aber auch Herausforderungen mit sich», sagt Reto Spörri, Bildungsleiter am landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg im Aargau. Wichtig sei letztlich auch, zu wissen, wie man Daten und Systeme vor Hackern schützen kann. «Ansonsten kann ein Angriff von aussen den Betrieb lahmlegen.»