Ohne Guido Leuteneggers Hartnäckigkeit hätte Kreuzlingen heute wohl keine Wollschwein-Insel. Zwar plante die Stadt in den 80er-Jahren sowieso, die vor dem Hafen aufgeschüttete Matsch-Insel zu begrünen, wenn sich aber der heute 62-jährige Landwirt damals nicht gegen eine konservative Rasenfläche ausgesprochen hätte, würde das Naturschutzgebiet garantiert nicht so aussehen, wie es sich heute präsentiert.
Schon früh hatte Leutenegger damals beobachtet, wie zahlreiche Wat- und Wasservögel (Graureiher, Haubentaucher, Zwergtaucher) den damaligen «Dreckhaufen» zu ihrem Lebensraum machten. Hätte man die Insel jedoch komplett der Natur überlassen, hätten Bäume und Büsche dem Brutgebiet dieser Vögel früher oder später den Garaus gemacht.
Doch wie sichert man den Vögeln die nötige Brachfläche? Entweder, indem man regelmässig via Bagger die Fläche umgräbt... oder man überlässt die Arbeit jenen Vierbeinern, die dies von Natur aus tun: den Wollschweinen. Seither wühlen jeden Winter, von Oktober bis Februar, jeweils etwa acht bis zehn Schweine auf der Insel, später werden sie von Leutenegger geschlachtet.
«Wollschweine sind robuste Tiere, sie sind anhänglich – und sie machen gleichzeitig Landschaftspflege», schwärmt Leutenegger. «Sie sind sehr intelligent und sozial. Sie erkennen mich sogar an Geräuschen und reagieren sofort, wenn ich beispielsweise mit meinem Auto in die Richtung ihres Geheges fahre», so der Landwirt weiter.
Als Leutenegger den damaligen Behörden seine Pläne vorstellte, waren sie wenig begeistert, liessen ihn schliesslich aber doch gewähren. Aus heutiger Sicht sei die Insel nun ein Erfolgsprojekt, vor allem was den Erhalt der Biodiversität anbelangt. Die Insel reguliert sich selbst, sagt Leutenegger, der auf einem Hof heute nebst Hochlandrindern, Gänsen und Hühnern auch die beiden Wollschweine Max und Berta beherbergt, stolz. Ohne die Arbeit der Schweine hätten die Vögel hier keinen Lebensraum.