Meine Fahrangst nervt mich unglaublich. Scheinbar kann jeder Pfosten mühelos Autofahren, nur ich mache mir fast in die Hosen. Warum?
Es gibt einen Fachbegriff für Fahrangst: Amaxophobie. Fahrangsttrainerin Renate Siegenthaler packt mit Betroffenen diese Angst an und unterscheidet zwischen zwei Typen:
Typ 1: Wenn die Panik mitfährt
In dieser Kategorie sind Betroffene, die während einer Fahrt eine Panikattacke erlebt haben und seither Angst haben, in ein Auto zu steigen. Fahren sie durch Tunnel, auf Autobahnen oder engen Kurven, erinnert sich das Hirn an die Panikattacke und produziert im schlimmsten Fall die Nächste.
Typ 2: Die Erfahrung fehlt
Dazu gehören Leute wie ich. Seit meiner Prüfung vor über 15 Jahren bin ich ein-, höchstens zweimal alleine am Steuer gesessen - der Kapitalfehler! Ich fahre schon, aber nur, wenn bestimmte Menschen nebenan sitzen, denen ich vertraue. Oder wie es Hofi (mein damaliger Fahrlehrer Peter Hofstetter, der von seinen Fahrschülerinnen und Fahrschüler Hofi genannt wird) so schön sagt: «Sicheres Fahren braucht Erfahrung. Er-FAHR-ung!»
Was man gegen Fahrangst tun kann
Wer wie ich zu Typ 2 gehört, hat es von aussen betrachtet einfach: Man müsste halt einfach mehr fahren. Das Problem ist aber, dass ich alleine Angst habe. Darum geben mir Fahrlehrer Hofi und Fahrangsttrainerin Renate Siegenthaler folgende Tipps:
1. Eine sinnvolle Strecke planen
- Idealerweise macht die Strecke Sinn (mit kiloweise Sperrgut zur Recyclingsammelstelle oder zur Grossmutter, die im letzten Krachen wohnt).
- Mit kleinen Schritten starten (also in meinem Fall keine engen Passstrecken, damit ich nicht überfordert bin, wenn Gegenverkehr kommt).
- Man sollte die Strecke mit einer Vertrauensperson abfahren. Idealerweise ist das eine Person, die Mut macht und nicht vor jedem Manöver einen dummen Spruch parat hat. Am besten nimmt diese Person auf der Rückbank hinter der Fahrerin oder dem Fahrer, so fühlt man sich mehr auf sich allein gestellt.
- Wer wie ich Angst vor dem Parkieren hat, beginnt am besten mit einer Strecke, wo nicht im Stadtverkehr zur Stosszeit nur die engsten Parklücken frei sind.
2. Langsam und mit Pausen
- Die Kupplung langsam kommen lassen und nicht am Knüppel herumreissen. Und überhaupt: Langsam machen, das bringt Ruhe ins Ganze.
- Fahrlehrer Peter Hofstetter empfiehlt ausserdem, immer wieder eine Pause zu machen und aus dem Auto zu steigen. So verwandelt sich eine Stecke in mehrere und kürzere Teilstrecken. Jede Strecke, die man erfolgreich abfahren kann, fühlt sich gut an und motiviert.
3. Einen Plan B haben
- Ein Plan B für den Fall der Fälle beruhigt: Man sollte die Nummer einer Vertrauensperson bereithalten (und etwa beim Einparken helfen kann).
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4. Routine ist das A und O
- Wenn die erste Fahrt allein mit einem guten Gefühl geendet hat, sofort weitermachen: Jede Woche eine halbe Stunde fahren, meint der Fahrlehrer. Und Renate Siegenthaler ergänzt: «Einmal ist kein Mal.» Am schlimmsten sei es, wenn man nur ab und zu fahren wolle und sich dann ein Auto miete, um einmal im Jahr eine Fahrt zu machen. Man brauche Routine.
Ran ans Steuer
Jetzt muss ich «nur» noch üben und die passenden Gelegenheiten fürs Fahren finden. Denn meistens nehme ich das Velo oder für weite Strecken den Zug. Vielleicht muss ich dem Ganzen einen weiteren Sinn geben: Autofahren üben, um mit einem guten Gefühl zu fahren. Dann kann ich im Notfall jemanden sicher ins Spital fahren. Oder an einen schönen Ort, mit Wind im Haar und lauter Lieblingsmusik. Oder endlich die vielen Glasflaschen bequem zur Recyclingstelle fahren, ohne schwere Säcke zu schleppen, die im dümmsten Moment reissen.