Die 52-Jährige ist CEO des Outdoor-Unternehmens Vaude und Mutter von vier Kindern. Wenn sie spricht, sprudelt es aus ihr heraus, voller Energie und einem positiven Menschenbild. Antje von Dewitz führt in der Bodenseeregion den Familienbetrieb mit einem Umsatz von 140 Millionen Euro und über 500 Mitarbeitenden. Ein Betrieb, der stetig wächst und gleichzeitig Emissionen reduziert. Ganz im Sinn des Planeten und zum Wohl der Menschen. Wie schafft sie das? Ein Blick in das Rezeptbuch einer erfolgreichen Unternehmerin.
Kennt man die Probleme, findet man Lösungen. Das ist die Devise von Antje von Dewitz. Und sie lebt vor, wovon sie überzeugt ist.
Keinen Anspruch auf die besten Parkplätze
Das Unternehmen hat seinen Sitz auf dem Land, die Mitarbeitenden kommen mit dem Auto zur Arbeit. Statt immer mehr Parkplätze zu bauen, investiert die Firma in Mobilitätskonzepte und Ideen. «Wir haben 60 Parkplätze im Innenhof abgeschafft und diesen begrünt, um es allen schön zu machen», sagt von Dewitz.
Von den verbleibenden Parkplätzen gehören die besten jetzt den Leuten, die andere im Auto mitnehmen. Es gebe auch E-Bikes, die sich die Mitarbeitenden ausleihen können. Und es gibt Duschen. Antje von Dewitz fährt als CEO mit dem Bike zur Arbeit.
Mit Kompromissen zum Ziel
In der Kantine des Unternehmens wird täglich frisch, regional und biologisch gekocht. Doch das reichte den Köchen nicht. Sie wollen vegan kochen. Eine Vorstellung, die von Dewitz nicht schwerfiel, den Fleischessern und Fleischliebhaberinnen im Kollegium der Geschäftsleitung jedoch schon.
Es geht darum, gemeinsam um die beste Lösung zu ringen.
Wie bei der Mobilität gehen auch beim Essen die Emotionen hoch, sagt von Dewitz. Das Resultat einer Umfrage: Es darf auf keinen Fall kein Fleisch mehr geben. Der Kompromiss: vegetarisch, vegan und einen «Meatwoch». Nachhaltigkeit sei das Management von Zielkonflikten. Es gebe kein Schwarz und Weiss, kein Richtig oder Falsch. «Es geht darum, gemeinsam um die beste Lösung zu ringen», meint die Unternehmerin.
Rollenmuster überdenken
Antje von Dewitz wird oft darauf angesprochen – vier Kinder und CEO, wie geht das? «Mein Vater hat wesentlich weniger Zeit mit uns verbracht, als dass ich mit meiner Familie verbringe.» Wenn man schwanger ist, sei man in einer Ausnahmesituation und falle gerne in alte Rollenmuster zurück, die erlebt oder vererbt wurden. Sich das bewusst zu machen, um das Richtige für sich zu finden, sei ein Prozess, der wichtig ist.
Als Antje von Dewitz im Unternehmen eingestiegen ist, habe es rund 70 Prozent Frauen gegeben, aber so gut wie keine in einer Führungsposition. Um das zu ändern, brauchte es Massnahmen.
Nach 17 Uhr gibt es keine Besprechungen mehr, und mobil arbeiten konnte man bei Vaude schon lange vor Corona. Weiter habe das Erarbeiten einer Vertrauenskultur dazu geführt, dass Führung auch in Teilzeit möglich ist. Heute seien 45 Prozent Frauen in ihrem Unternehmen in Führungspositionen.
Nachhaltigkeit als grösster Innovationstreiber
Der Anfang sei nicht einfach gewesen, aber heute sei Nachhaltigkeit ihr grösster Innovationstreiber. «Um die Transformation zu schaffen, braucht man den Kulturwandel», ist Antje von Dewitz überzeugt. Für sie sind die Mitarbeitenden der wichtigste Wert. Ihre Devise ist: «Wir können nur gut sein, wenn wir ein gutes Miteinander haben.»