Das knusprige Brot direkt aus dem Ofen, oder die Haare unseres Partners oder Partnerin. Gerüche können uns den Alltag versüssen. Aber nicht nur: Gerüche helfen uns täglich Entscheidungen zu treffen. Denn unser Geruchssinn analysiert permanent unzählige Gerüche.
Angstschweiss riecht anders als sportlicher Schweiss.
«Zum Beispiel Angstschweiss riecht anders als sportlicher Schweiss. Das hat mit unterschiedlichen Drüsen zu tun», sagt Geruchsforscherin Kathrin Ohla. Diese Angst sei über den Geruchsweg ansteckend. «Wenn man spürt, dass andere Menschen in der Umgebung ängstlich sind, gibt es dafür wahrscheinlich einen Grund und dann ergibt es Sinn, seine Umgebung neu zu beurteilen», so Ohla. Wir erkennen über den Geruch unbewusst auch, ob jemand krank ist.
In der Liebe immer der Nase nach?
Die Nase kommt aber nicht nur in Gefahrensituationen zum Einsatz, der Geruchssinn hat auch eine soziale Funktion. Zum Beispiel bei der Bindung zwischen Mutter und Kind spielt der Geruch eine wichtige Rolle. «Mütter konnten in Studien ihre Neugeborenen aus einem Pool verschiedener Kinder allein an deren Geruch erkennen», sagt die Geruchsforscherin.
Auch in der Liebe redet die Nase möglicherweise ein Wörtchen mit. Der Geruchssinn erkennt unter Umständen, mit wem wir besser keine Kinder kriegen sollten, weil die Gene nicht zusammenpassen. Kathrin Ola: «Es gibt durchaus Hinweise darauf, dass wir einen genetisch passenden Partner besser riechen können.» Eine Garantie gebe es aber natürlich nicht, es gebe auch Studien, die zum Schluss kämen, dass das nicht funktioniere.
Sondern wir also ständig diverse Gerüche ab, welche von unserem Umfeld permanent analysiert werden? «Im Grunde schon», sagt Kathrin Ohla, «wobei dieses Aussenden wie auch Erschnuppern im Grossteil unbewusst abläuft. Diese Körpergerüche sind sehr schwach, kaum wahrnehmbar, aber unser Körper reagiert trotzdem darauf.»
Unser Geruchssinn reagiert aber nicht nur auf Körpergerüche. Sobald wir einen Raum betreten, checkt unsere Nase ab, ob es so riecht wie immer. Nur wenn ein Geruch vom erwarteten Mix abweicht, nehmen wir ihn aktiv wahr. Zum Beispiel bei Rauchgeruch schalten wir in den Alarmmodus.
Corona: Geruchssinnverlust ist für viele eine Qual
Aktuell laufen zahlreiche Studien zum Thema Geruchssinnverlust im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion. Manche kommen zum Schluss, dass über die Hälfte der Covid-Patientinnen und Patienten Probleme mit dem Geruchssinn haben.
Zu ihnen gehört SRF3-Hörerin Ursula Gass. «Erst als der Geruchssinn weg war, habe ich gemerkt, dass dies ein echtes Handicap ist.» Bei den meisten kommt der Geruchssinn früher oder später zurück – so auch bei Ursula Gass. Es gibt auch aber auch Fälle, bei denen der Geruchssinn auch nach über einem Jahr nicht funktioniert.
Ich kann mir unter Gerüchen rein gar nichts vorstellen.
Ein Leben ohne Gerüche, wie geht das? «Ich kenne es nicht anders,» sagt Michael Aeschimann. Der 30-Jährige leidet unter dem Kallmann-Syndrom – ein seltener Gendefekt. Betroffene können nur sehr schlecht, oder wie Michael gar nichts riechen. Der Fachbegriff dafür: Anosmie.
Unter Gerüchen kann er sich nichts vorstellen. «Ich habe wirkliche keine Ahnung. Das ist, wie wenn man einem Blinden beschreibt, wie ein Sonnenuntergang aussieht.»
Wie er damit umgeht, dass er ohne Gerüche auskommen muss, erzählt Michael im aktuellen «Input»-Podcast.