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Portraitaufnahme des Chat-Gasts
Legende: KEYSTONE / Anthony Anex

Parteiencheck: EVP Live-Chat mit Marianne Streiff

Die Berner EVP-Nationalrätin und Parteipräsidentin der EVP Schweiz hat Ihre Fragen beantwortet.

Die Evangelische Volkspartei (EVP) ist klein, aber konstant: Seit Jahrzehnten hält sie national stabil einen Wähleranteil von rund 2 Prozent. In evangelischen Kreisen, auch bei Mitgliedern von Freikirchen, hat die Partei eine verlässliche Wählerbasis. Entsprechend legt die EVP den Fokus auf christliche Werte. Sie verteidigt diese im Parlament in der CVP-Fraktion, für eine eigene Fraktion ist die EVP mit zwei Mitgliedern zu klein.

Zwar steht auch die CVP für christliche Werte ein – und doch setzen die beiden Parteien unterschiedliche Akzente. Umweltpolitisch ist die EVP oft grüner, sozialpolitisch roter als die CVP – und gesellschaftspolitisch konservativer, so will die EVP die Familie mit Mann und Frau «gegenüber anderen Formen des Zusammenlebens privilegieren», wie sie im Parteiprogramm schreibt.

Kommt dieser Mix im Jahr 2019 überhaupt noch an – oder stösst die EVP gerade damit erfolgreich in eine Lücke, die sonst keine andere Partei bedient?

Antworten im Parteiencheck auf Radio SRF1 und SRF4 sowie hier im 30-minütigen Live-Chat

Chat-Protokoll

Simon Hugentobler, Meiringen: Woran kann es liegen, dass die Wahlprognosen so schlecht sind, obschon die EVP eine klassisch grüne Partei ist?

Marianne Streiff-Feller: Erstens haben wir viel weniger finanzielle Mittel um uns bekannt zu machen und keine Lobby, die hinter uns steht. Es gibt auch viele Leute, die z.B. bei Smatvote auf unsere Kandidierenden treffen, uns aber wegen unserem Christlichen Glauben nicht wählen wollen.

Hans Müller, Bern: Wieso erfreuen sich Freikirchen zurzeit einer hohen Beliebtheit? Ist dies Symptom einer verunsicherten Gesellschaft welche in starre Glaubenssätze flüchtet?

Marianne Streiff-Feller: In unserer individualisierten Gesellschaft suchen die Menschen das Gefäss, das ihnen entspricht.

Heinz Meier, Zürich: Wer sich auf der Strasse und in den sozialen Medien umschaut, erlebt einen rasanten Wertezerfall. Egoismus und Ellenbogenmentalität allüberall, Neid, Hass, Zerstörungswut. Denken sie wirklich, dass ihre Partei mit ihrer antiquierten religiösen Haltung die Leute überhaupt noch erreicht?

Marianne Streiff-Feller: Wir erreichen leider nicht die grossen Massen, aber es gibt sicher immer mehr Leute, die genug vom Wertezerfall haben und froh sind um eine Wertepartei wie die EVP.

claudine wehrli, 1007 Lausanne: Sehr geehrte Frau Streiff, Sie haben eine Fischfigur mitgebracht und haben ihn als Symbol für allerlei Themen bezeichnet, nur das Tierwohl haben SIe nicht erwähnt. Ueberhaupt bin ich erstaunt und enttäuscht darüber, dass aus ihrer Partei lediglich Kandidaten aus den Kantonen AG und ZH bereit sind, sich politisch für das Wohl der Tiere einzusetzen. (Quelle www.animaux-parlement.ch/eidgenossische-wahlen). Wem, der Schutz der ausgebeuteten Kreatur am Herzen liegt, der muss sich wohl sonst umsehen.

Marianne Streiff-Feller: An alles denkt man nie in solch einem Setting. Sie können aber in meinem Abstimmungsverhalten nachschauen und sehen, dass ich mich natürlich auch fürs Tierwohl einsetze.

Matthias Lübberstedt, Herisau: Bitte halten Sie durch; werden Sie nicht müde, gegen den Mainstream zu schwimmen! Die Familie mit Mann und Frau ist «gegenüber anderen Formen des Zusammenlebens zu privilegieren», Ja!! Sind Sie somit der Ansicht, dass die «eingetragene Partnerschaft» genügt, um das Zusammenleben von Homo-Partnern zu regeln?

Marianne Streiff-Feller: Danke! Die eingetragene Partnerschaft muss in wenigen Teilen noch nachgebessert werden damit sie genügt.

Anton Prauer, Zug: Machen Sie sich nicht Sorgen, wenn sie sehen, wie stark die religiöse Gemeinschaft der muslimischen Einwohner unseres Landes ist im Vergleich mit den Christen, die dem Glauebn für das Geld den Rücken kehren?

Marianne Streiff-Feller: Ich mache mir Sorgen darüber, dass für viele Christen der Glaube keine Rolle mehr spielt in ihrem Leben. Das hat leider Konsequenzen.

Johannes Sieber, Basel: Finden Sie, dass die Religionsfreiheit dazu berechtigt, anders- oder nicht-religiösen Menschen aus der eigenen Religion rechtliche Vorgaben zu machen?

Marianne Streiff-Feller: Die Charta macht keine rechtlichen Vorgaben. Sie ist eine Diskussonsgrundlage für das friedliche Zusammenleben der Religionen in unserem Land.

D. J., Thun: Sind Sie für Menschen anderer Konfessionen, Atheisten oder Agnostiker überhaupt wählbar?

Marianne Streiff-Feller: Selbstverständlich, wenn sie sich für Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und Menschenwürde einsetzen.

Hans Müller, Bern: Was bewegt Sie dazu homosexuelle Menschen zu diskriminieren indem Sie ihnen nicht gleiche Rechte gewähren? Ist die Nächstenliebe nicht bedingungslos??

Marianne Streiff-Feller: Ich schätze auch homosexuelle Menschen sehr und habe nicht den Eindruck, sie zu diskriminieren, wenn ich z.B. gegen Leihmutterschaft bin.

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