In ihrem Zuhause in Thalwil blickt Ursula Schaeppi auf ein reiches Leben zurück. Sie erzählt von ihren Anfängen als Ballettschülerin und ihrem weiteren Werdegang als Schauspielerin. Sie blickt auf schwierige Zeiten, spricht über den Verlust lieber Weggefährten und ihren Träumen für die Zukunft. Hund Thilo sitzt dabei treu an ihrer Seite. Mit ihm unternimmt sie täglich lange Spaziergänge auf der Halbinsel Au.
Dem Traum entgegentanzen
Auf den «Brettern, die die Welt bedeuten», fühlte sich Ursula Schaeppi zeitlebens zu Hause. Bei «Peterchens Mondfahrt» springt bei ihr der Funke. Als Mädchen sieht sie dieses Stück und weiss, ich will Schauspielerin werden.
Erste Schritte auf diesem Weg unternimmt sie buchstäblich auf den Zehenspitzen. Ihre Eltern schicken sie ins Ballett. Ihre Mutter geht dafür arbeiten, weil der Lageristen-Lohn des Vaters eine tänzerische Ausbildung nicht zulässt.
Dem Traum Kontur verleihen
Durch Auftritte im Stadttheater Zürich lernt sie wunderbare Kollegen kennen. Diese empfehlen den Eltern Schaeppi, ihre Tochter in die Schauspielschule zu schicken. Doch das Geld dafür ist zu knapp. «Urseli, das Geld für eine solche Ausbildung musst du selbst verdienen», heisst es zu Hause. Also macht Ursula Schaeppi eine Lehre als Buchhalterin. «Bei späteren Eigenproduktionen habe ich sehr von meinem buchhalterischen Wissen profitiert», meint sie rückblickend.
Aus dem Fernseharchiv
Nun kann sie sich endlich ihrer grossen Leidenschaft widmen. Die Ausbildung zur Schauspielerin führt über mehrere Stationen und schliesslich zu Walter Fried. «Er war ein wunderbarer Schauspiellehrer und wurde mein grosser Meister.» Ihm verdankt sie ein Mantra, das sie über all die Jahre hinweg begleitet hat: «Mache dich auf und werde Licht, denn dein Licht kommt, wenn die Herrlichkeit des Herrn über dir aufgeht.»
«Goof der Nation»
Es folgen Engagements in Deutschland und Buenos Aires. Zurück in Zürich trifft sie Inigo Gallo, der für eine Kinderrolle eine Schauspielerin sucht. Ursula Schaeppi sagt zu, schliesslich ist sie schon häufig in die Rolle eines Mädchens – oder auch eines Jungen – geschlüpft. Bei einer Vorstellung der «Hochzeit in Hägglingen» lernt sie Kurt Felix kennen, der sie zum Fernsehen holt.
Ihre Rolle als «Goof» wird dank der TV-Sendung «Teleboy» weiterentwickelt. «Das hat mir sehr gefallen, weil ich so richtig frech sein durfte». Als «Luusmeitli Ursula» stiehlt sie mit ihren Sprüchen Kurt Felix fast die Show. Sie wird zum «Goof der Nation». Eine Auszeichnung mit Schattenseiten. Denn Ursula Schaeppi hat weit mehr Talente als die einer frechen Göre.
Keifend zum TV-Liebling
So richtig populär wird sie an der Seite von Walter-Andres Müller als Ehepaar Adam und Eva Chifler in der Unterhaltungs-Show «Traumpaar». Für die Sketche mit dem keifenden Ehepaar werden die beiden 1987 mit dem Prix Walo ausgezeichnet. Ein emotionaler Moment folgt 2013, als Ursula Schaeppi mit dem Prix Walo für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wird.
«Du wirst einmal die Mutter der Nation», habe Harald Juhnke einmal zu ihr gesagt. Mit ihm stand sie in Deutschland gemeinsam auf der Bühne. Sie sei heute zwar nicht die «Mutter der Nation», meint die 80-Jährige und fügt zuversichtlich an: «Ich könnte aber ja immer noch zur ‹Grossmutter der Nation› werden.» Denn Ursula Schaeppi ist immer noch voller Tatendrang und kann sich gut vorstellen, noch bis 90 auf der Bühne zu unterhalten.
Der Alltag mit 80 Jahren ist für Ursula Schaeppi «ganz normal». Aufstehen, Thilo ausführen, frühstücken und ihren Kraftort aufsuchen. Lange Spaziergänge auf der Halbinsel Au - egal ob's regnet oder schneit - gehören bei ihr zum alltäglichen Ritual. Zurück in ihrem Daheim wird zu Abend gegessen und anschliessend im Bett noch etwas fern geschaut.