Sein Lachanfall im Jahr 2010 während einer Rede im Nationalrat bleibt unvergessen. Beim Wort «Bünderfleisch» kann sich der Bundespräsident Hans-Rudolf Merz nicht mehr zurückhalten. Das Video sorgt vor allem auf Social Media für Aufsehen. Auch als Alt Bundesrat muss er noch heute über diese Situation lachen, wenn er darauf angesprochen wird.
«So lustig die Situation auch war», sagt Merz heute, «hat das Ganze aber durchaus einen ernsten Aspekt. Die Gefahr besteht, dass wir den Staat überfordern. Unser Land muss sich mit einer Über-Regelung und Über-Administration auseinander setzen. Der im juristendeutsch korrekt verfasste Text zeigt einfach, wie kompliziert das ganze Leben geworden ist.»
Bis dass der Tod sie scheidet
Wenige Wochen nach seinem Lachanfall tritt Hans-Rudolf Merz als Bundesrat zurück. Er will seinen Ruhestand zusammen mit seiner Frau, der Künstlerin Roswitha Merz-Schüller geniessen. Doch es kommt ganz anders. Sie erkrankt noch im selben Jahr an Alzheimer. Sechs Jahre lang pflegt der Alt Bundesrat seine Frau, bis zu ihrem Tod.
Seither lebt der Appenzeller alleine in seinem grossen Haus auf einer Bergkuppe oberhalb von Herisau. Von seinem Wohnzimmer aus hat man eine atemberaubende Sicht zum Säntis. Überall sind Erinnerungen an die Zeit als Bundesrat. Im Gang hängt zum Beispiel ein Bild von Hans-Rudolf Merz mit Michelle und Barack Obama.
Impressionen aus dem Leben von Hans-Rudolf Merz
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Bild 1 von 10. Hans-Rudolf als Einjähriger mit seiner Mutter Hedwig Merz. Zu ihr pflegte er ein enges Verhältnis. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 10. Klassentreffen der sechsten Primarstufe: Hans-Rudolf Merz ist in der hintersten Reihe, der Dritte von links. Lehrer Ernst Frischknecht steht direkt vor ihm. Bildquelle: zvg.
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Bild 3 von 10. An der Hochschule St. Gallen studierte Merz Wirtschaftswissenschaften. Er gehörte der Studentenverbindung Emporia-Alemannia San Gallensis an. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 10. Hans-Rudolf Merz war in jungen Jahren im Schlittschuhclub Herisau. Von 1969 bis 1982 amtierte er als Präsident des Schlittschuhclubs und war Betriebsleiter des Sportzentrums Herisau bis 1974. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 10. Das Alpsteingebirge kennt Hans-Rudolf Merz sehr gut. Er leistete so manchen Militärdienst rund um den Säntis. Bildquelle: SRF.
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Bild 6 von 10. Im November 1968 führte er seine Roswitha Schüller in Herisau zum Traualtar. Bildquelle: SRF.
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Bild 7 von 10. Merz war auch begeisterter Alpinist. Seine Wanderung quer durch die Schweiz war ein ehrgeiziges Ziel. Bildquelle: SRF.
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Bild 8 von 10. Familienzeit: Musizieren mit seinen drei Söhnen Markus (1969), Felix (1976) und Urs (1971). Bildquelle: SRF.
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Bild 9 von 10. Bundesrat Merz mit Michelle und Barack Obama, anlässlich des offiziellen Empfangs vom 23. September 2009 in New York. Seine eher kleine Statur fällt bei diesem Foto besonders auf. Bildquelle: SRF.
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Bild 10 von 10. Sein Haus in Herisau ist exakt Richtung Säntis ausgerichtet. Bildquelle: SRF.
Von Kind auf Einzelgänger
Hans-Rudolf Merz bezeichnet sich selber als Einzelgänger. Einsam fühlt er sich trotzdem nicht. Gute Beziehungen kann er auch ohne Freundschaften pflegen, sagt er. Diese Erfahrung hat er bereits als Kind gemacht. Es fehlt ihm nicht an Bekanntschaften. Durch seine Engagements ist sein Netzwerk riesig. Aber er geniesst es, alleine zu sein.
Ich habe keine Freunde, aber trotzdem gute Beziehungen.
Persönliche Beziehungen und wunderbare Gelegenheitsbegegungen genügen dem Alt Bundesrat. «Natürlich freue ich mich auch, wenn ich jemanden treffe, um gemeinsame Erlebnisse wieder aufleben zu lassen», erzählt er. Seine Liebe gilt nebst der Kunst und Literatur vor allem der klassischen Musik.
Die Lebensgeschichte von Hans-Rudolf Merz ist in der Sendung «Sinerzyt» jeweils am Dienstag um 9:40 Uhr auf SRF Musikwelle zu hören. In dieser Serie blicken Seniorinnen und Senioren zurück in die Vergangenheit. Sie erzählen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – von wichtigen Episoden aus ihrem Leben.