Constanze Frei kam bereits nach ihrer Geburt im Jahr 1957 in ein Säuglingsheim. Sie war das sechste Kind in der Familie und ihre Eltern mit der familiären Situation überfordert. In der Folge war Constanze in diversen Heimen und kam dann als siebenjähriges Mädchen zurück zu ihren leiblichen Eltern. Diese waren aber wochentags am Arbeiten und kamen nur am Wochenende nach Hause, um den Kühlschrank aufzufüllen.
Gefühle waren nicht erlaubt
Constanze und ihr kleiner Bruder waren ganz auf sich allein gestellt. Weil diese Situation nicht tragbar war, kamen sie nach einem Jahr wieder in ein Heim. Im Heim gab es immer etwas zu beobachten und es herrschte reger Betrieb, was dem jungen Mädchen gefiel. Aber es gab auch Schattenseiten.
Geschichten aus der Zeit im Kinderheim
Gefühle wurden bestraft, Mädchen und Jungs wurden stets getrennt und die Kinder wurden in Unterwäsche gebadet. Über allem hing ein Gefühl der Sünde. Es wurde auch darauf geachtet, dass möglichst keine zu engen Beziehungen zwischen den Betreuerinnen und den Kindern entstanden.
Schwere Zeiten nach dem Heim
Nach der Zeit im Heim fiel Constanze Frei erstmals in ein Loch. Sie fühlte sich orientierungslos und konnte keine eigenen Entscheidungen treffen. Kurz vor ihrem Abschluss als Krankenschwester unternahm sie einen Selbstmordversuch. Später bildete sie sich zur Heimerzieherin aus.
Constanze Freis Leben heute
Die Geschichte von Constanze Frei wurde 1987 aufgenommen und im Radio ausgestrahlt. Wie es ihr heute wohl geht, wollte Redaktorin Daniela Huwyler wissen, und machte sich auf die Suche nach ihr. Es war nicht ganz einfach, die inzwischen 63-jährige Frau zu finden.
Constanze Frei hat zwei Kinder und lebt heute zwischen Bern und Zermatt. Ihre Lebensgeschichte hat sie auf Englisch aufgeschrieben und arbeitet nun an einer deutschen Übersetzung.
Lebensgeschichten auf SRF Musikwelle
In der «Sinerzyt»-Serie «Lebensgeschichten» von SRF Musikwelle blicken Seniorinnen und Senioren zurück in die Vergangenheit. Sie erzählen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – von wichtigen Episoden aus ihrem Leben. Manchmal werden diese nur kurz gestreift, ein anderes Mal detailliert geschildert.