Ganz am Anfang waren es Wandtafelbilder, die er für seine Schulklassen im thurgauischen Eggetsbühl malte. Schon damals wurde er für sein Talent bewundert. 17 Jahre blieb er der Gemeinde als Dorflehrer treu, bevor er nach Kesswil umzog. Hier war es, wo er seine ersten Aquarellbilder begann zu malen. Nach seiner Frühpensionierung hatte er die zündende Idee, seine beiden Hobbies Malen und Wandern zu vereinen. Sein erstes bebilderte Wanderbuch «Winterwandern im Appenzell» erschien 2007.
Mittlerweile sind zahlreiche Fortsetzungen mit Titeln wie «Von der Höll' ins Paradies», «Pilgern bringt’s» oder «Tessin, über Stock und Stein» erschienen. Das besondere an seinen Führern ist, dass sie von A bis Z handgemacht sind.
Mit Pinsel und Hocker auf Wanderschaft
Wenn Stricker sich auf einen Ausflug begab, so war er stets mit Pinselset, Zeichenblock, Wasserbecher und einer Sitzunterlage aus Sagex ausgerüstet. Sobald er einen geeigneten Ort entdeckt hatte, setzte er sich nieder und begann seine Eindrücke auf Papier festzuhalten. Das Ergebnis: wunderschöne Aquarelle. Damit aber noch nicht genug.
Der ehemalige Primarlehrer berechnete die Wanderzeiten, malte Karten und Flussläufe. Sogar die Fahrpläne der öffentlichen Verkehrsmittel, Öffnungszeiten von Restaurants und Kneipen sowie historische Begebenheiten wurden von ihm akribisch genau festgehalten. Der entsprechende Text dazu wurde nicht etwa per PC eingetippt, sondern von Hand in einer kunstvollen, mittelalterlichen Zierschrift von Stricker persönlich zwischen die Bilder drapiert.
Wenn ich aquarelliere, nehme ich die Landschaft noch viel intensiver wahr
Inspiration zum Träumen
Seine Wanderführer bieten also viel mehr als nur wertvolle Tipps. Sie inspirieren – laden zum Träumen und Entdecken ein. Stricker gründete extra für seine Werke einen eigenen Verlag. Kein Wunder, dass er dank so viel Engagement eine kleine Fangemeinde für sich begeistern konnte.
Verwunderlich hingegen, dass er als Schüler von seinem Lehrer andauernd wegen seiner schrecklichen Handschrift gerügt wurde. So kann sich das Blatt also wenden!
Nach dem Wandern folgt Ahnenforschung
Mittlerweile ist Hannes Stricker 81 Jahre alt. Grosse Wanderungen unternimmt er keine mehr. Dafür fährt er pro Tag mindestens eine Stunde Velo und widmet sich anstatt Wandertipps der Ahnenforschung seiner eigenen Familie. Dies dann dafür mit genauso viel Engagement, wie er es schon für seine Wanderbüchlein und als Primarlehrer aufbrachte.