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Bild 1 von 9. Familienfoto: Nesthäkchen Mia steht zwischen Mutter und Vater. Ihre grosse Schwester hatte zu dieser Zeit bereits ein uneheliches Kind, das aber nicht mit aufs Foto durfte. Bildquelle: zvg.
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Bild 2 von 9. Die Eltern von Mia Schocher waren arme Leute. Hungern mussten sie nicht, aber sie lebten in bescheidenen Verhältnissen. Bildquelle: zvg.
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Bild 3 von 9. Stehend auf dem Schlitten hat Mia bereits als dreijähriges Mädchen angefangen zu Skifahren. Später fuhr sie mit den gekürzten Skiern ihres Bruders. Bildquelle: zvg.
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Bild 4 von 9. Mit 12 Jahren: Mia bekam eine Zahnspange für 250 Franken, eine unglaublich hohe Summe für damals. Leider fiel sie ihr einmal aus dem Mund und ein Fuhrwerk fuhr darüber. Sie brauchte eine neue. Woher ihre Mutter das Geld dafür nahm, weiss sie nicht mehr. Bildquelle: zvg.
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Bild 5 von 9. Das Wohnhaus in Chur. Mia lebte sieben Jahre dort, von der Primarschule bis zur Lehre. Beim linken Fenster schlief ihr kranker Vater, der mit 65 Jahren einen Schlaganfall erlitt und mit 67 starb. Während dieser Zeit teilte Mia das rechte Zimmer mit ihrer Mutter. Zusammen schliefen sie in einem 90 Zentimeter breiten Bett. Bildquelle: zvg.
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Bild 6 von 9. Weil das Geld für neue Skikleider fehlte, nahm Mia eine Hose von ihrem Bruder und nähte die Beine mit der Nähmaschine ihrer Mutter enger. Bildquelle: zvg.
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Bild 7 von 9. An Mias Konfirmation, zusammen mit ihrem älteren Bruder. Bildquelle: zvg.
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Bild 8 von 9. Am Turnfest in Lausanne im Jahr 1951, Mia Schocher war damals 19 Jahre alt und verteilte Medaillen. Bildquelle: zvg.
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Bild 9 von 9. Der Brautkranz von Mia Schochers Mutter, der unter einer gebogenen Scheibe in ihrem Schlafzimmer hängt. Bildquelle: zvg.
Mia Schochers Mutter war 43 Jahre alt, ihr Vater 53, als sie am 2. Januar 1932 in Masans, einem Ortsteil der Stadt Chur, geboren wurde. Ein Wunschkind war sie nicht, ihre Mutter schämte sich sogar. Auch ihre sechs älteren Geschwister, der jüngste Bruder war damals 12 Jahre alt, freuten sich nicht über die erneute Schwangerschaft der Mutter. Kaum auf der Welt wurde Mia aber von allen als kleines Nesthäkchen geliebt.
An ihr Geburtsort Masans kann sich Mia Schocher, geborene Tscharner, nicht mehr gross erinnern. Einzig, dass ihr einmal der «Güggel» auf den Kopf geflogen ist und sie gepickt hat. Ihr Vater hat ihn dann mit der Heugabel vertrieben. Später ist die Familie nach Litzirüti gezogen.
Der Schmalhans war immer da
Mia Schochers Vater verbrachte mit den älteren Söhnen die Sommermonate auf der Alp, auf dem Julierpass. Im Winter ging er jeweils im Wald holzen. Mia blieb mit ihrer Mutter zurück, zusammen mit ihrem Halbbruder Georg. Der fast gleichaltrige Georg war das uneheliche Kind ihrer älteren Schwester. Er hatte es nicht immer leicht, aber Mia beschützte ihn oft vor groben Kameraden.
Hungern mussten wir nie, aber das Geld war immer knapp.
Viel Geld hatte Mias Familie nie übrig, sie mussten aber auch nicht hungern. An Weihnachten gab es keine Geschenke, und wenn doch, war es immer für Geburtstag und Weihnachten zusammen, erinnert sich die 89-Jährige.
Leidenschaftliche Skifahrerin und Tänzerin
Mia Schochers Leidenschaft fürs Skifahren blieb bis 84-jährig. Bereits als kleines Kind fuhr sie oft und gerne Ski. Für neue Skikleider reichte das Geld damals aber nicht aus. So nähte sie sich einfach die Skihose von ihrem Bruder enger.
Auch das Tanzen war bereits zu Schulzeiten eine grosse Leidenschaft, die der Seniorin bis heute geblieben ist und sie noch immer jung hält.
Die Liebe zur Mutter
Zu ihrer Mutter pflegte Mia Schocher ein enges Verhältnis. Meistens waren die beiden auf sich alleine gestellt, weil der Vater weg war. Mutter und Tochter schliefen lange Zeit zusammen in einem 90 Zentimeter schmalen Bett. Das machten sie auch später noch, als Mias Mutter für einen 14-tägigen Besuch nach Basel kam. Mia wohnte und arbeitete damals wegen ihres Verlobten dort. Ihre Anstellung in der Migros bekam die junge Frau Dank ihres Bündner Dialekts.
Das Wohnhaus der Mutter konnten Mia und ihre Geschwister irgendwann nicht mehr bezahlen, deshalb wohnte sie abwechslungsweise bei einem ihrer Kinder. Der ständige Wohnungswechsel machte der Mutter aber zu schaffen, so ging sie ins Altersheim in Chur. «Meine Mutter sagte mir einmal, dass das ihr schönstes Lebensjahr war», erzählt Mia Schocher.
Mia Schocher lebt derzeit in Kloten und tanzt noch immer für ihr Leben gern.