Mia Schochers Mutter war 43 Jahre alt, ihr Vater 53, als sie am 2. Januar 1932 in Masans, einem Ortsteil der Stadt Chur, geboren wurde. Ein Wunschkind war sie nicht, ihre Mutter schämte sich sogar. Auch ihre sechs älteren Geschwister, der jüngste Bruder war damals 12 Jahre alt, freuten sich nicht über die erneute Schwangerschaft der Mutter. Kaum auf der Welt wurde Mia aber von allen als kleines Nesthäkchen geliebt.
An ihr Geburtsort Masans kann sich Mia Schocher, geborene Tscharner, nicht mehr gross erinnern. Einzig, dass ihr einmal der «Güggel» auf den Kopf geflogen ist und sie gepickt hat. Ihr Vater hat ihn dann mit der Heugabel vertrieben. Später ist die Familie nach Litzirüti gezogen.
Der Schmalhans war immer da
Mia Schochers Vater verbrachte mit den älteren Söhnen die Sommermonate auf der Alp, auf dem Julierpass. Im Winter ging er jeweils im Wald holzen. Mia blieb mit ihrer Mutter zurück, zusammen mit ihrem Halbbruder Georg. Der fast gleichaltrige Georg war das uneheliche Kind ihrer älteren Schwester. Er hatte es nicht immer leicht, aber Mia beschützte ihn oft vor groben Kameraden.
Hungern mussten wir nie, aber das Geld war immer knapp.
Viel Geld hatte Mias Familie nie übrig, sie mussten aber auch nicht hungern. An Weihnachten gab es keine Geschenke, und wenn doch, war es immer für Geburtstag und Weihnachten zusammen, erinnert sich die 89-Jährige.
Leidenschaftliche Skifahrerin und Tänzerin
Mia Schochers Leidenschaft fürs Skifahren blieb bis 84-jährig. Bereits als kleines Kind fuhr sie oft und gerne Ski. Für neue Skikleider reichte das Geld damals aber nicht aus. So nähte sie sich einfach die Skihose von ihrem Bruder enger.
Auch das Tanzen war bereits zu Schulzeiten eine grosse Leidenschaft, die der Seniorin bis heute geblieben ist und sie noch immer jung hält.
Die Liebe zur Mutter
Zu ihrer Mutter pflegte Mia Schocher ein enges Verhältnis. Meistens waren die beiden auf sich alleine gestellt, weil der Vater weg war. Mutter und Tochter schliefen lange Zeit zusammen in einem 90 Zentimeter schmalen Bett. Das machten sie auch später noch, als Mias Mutter für einen 14-tägigen Besuch nach Basel kam. Mia wohnte und arbeitete damals wegen ihres Verlobten dort. Ihre Anstellung in der Migros bekam die junge Frau Dank ihres Bündner Dialekts.
Das Wohnhaus der Mutter konnten Mia und ihre Geschwister irgendwann nicht mehr bezahlen, deshalb wohnte sie abwechslungsweise bei einem ihrer Kinder. Der ständige Wohnungswechsel machte der Mutter aber zu schaffen, so ging sie ins Altersheim in Chur. «Meine Mutter sagte mir einmal, dass das ihr schönstes Lebensjahr war», erzählt Mia Schocher.
Mia Schocher lebt derzeit in Kloten und tanzt noch immer für ihr Leben gern.