Seine Lieder sind Klassiker der Popmusik und der Soundtrack einer Generation. Ob «Rivers of Babylon», «Daddy Cool» oder «Rasputin»: Wie am Fliessband schuf Musikproduzent Frank Farian jahrzehntelang tanzbare Welthits. Der Durchbruch erstaunte ihn selbst.
Mittelmässiger Sänger – erfolgreicher Produzent
Seit er Teenies Mitte der 1970er Jahre mit seinem traurigen Hit «Rocky» zum Weinen brachte, trat er selbst kaum noch auf. Das sei irgendwann vorbei gewesen, sagt er.
Erst als Mann im Hintergrund, als Produzent, begann sein Mega-Erfolg. Etwa mit der Gruppe Boney M.
Hübsches Gesicht aber keine Stimme
Den ersten Boney M.-Titel «Baby Do You Wanna Bump» (1975) sang Farian im Studio selbst. Weil er das vielstimmige Lied auf der Bühne nicht solo aufführen konnte, suchte er Gesichter, die den Song präsentieren sollten. Zwei Bandmitglieder sangen live, zwei weitere bewegten die Lippen dazu. Farian steuerte auch die gesprochenen Passagen dazu bei, die der charismatische Bobby Farrell mit seinen wilden Tanzeinlagen ausschmückte. Diese Masche war höchst erfolgreich: Hits wie «Rivers of Babylon» oder «Ma Baker» sind Popgeschichte.
Milli Vanilli-Story soll verfilmt werden
Mit Milli Vanilli ging ein ähnliches Projekt schief. Als bekannt wurde, dass das Duo auf der Bühne nicht singt, hagelte es massive Proteste und Kritik vor allem in den USA.
Nun soll dieses Pop-Märchen ohne Happy End unter dem Titel «Girl you know it’s true» verfilmt werden. Daneben ist eine achtteilige TV-Serie über Frank Farian selber geplant.
Ein Hit ist ein Zufallswerk
Farians Weg pflastern zwar goldene Schallplatten. Dennoch gesteht er, dass er das Geheimnis des Erfolgs nicht entschlüsseln konnte. Beim Abmischen eines Songs, denke er immer an seinen ursprünglichen Beruf als Koch zurück: es komme auf die Zutaten an. Man kann zwar sagen, man wird Musiker, aber vieles ist dann Glück.
Frank Farian Stiftung
Aktuell lebt Farian mit seiner Familie in Miami. Mittelfristig plant er aber, seinen Wohnort wieder nach Europa zu verlegen. Sein Leben lang habe er gegen Ungerechtigkeiten gekämpft. Deswegen will er auch eine Stiftung zur Förderung der Musik sowie gegen Rassismus und Hunger gründen.
Nachfolger im Visier
Am 18. Juli 2021 wird er 80 Jahre alt. Um sein Pop-Imperium macht er sich keine Sorgen. Sein Enkel sei zwar erst drei Jahre alt aber ein grosser Musikfan: «Er kann schon fast die Maschinen hier im Studio bedienen. Ich bin sicher: Der wird mein Nachfolger.»