An diesem 4. August 2016 stehen sie vom strömenden Regen durchnässt mitten in Olten und warten auf ihren Auftritt. Hier, in der TV-Sendung «Donnschtig-Jass», sollen sie ihre Bewährungsprobe als Newcomerband absolvieren – und die Zeichen stehen alles andere als gut. Einen Grossteil des Publikums hat der Platzregen bereits vertrieben, die restlichen Zuschauer versuchen sich unter Plastikplanen zu retten. Die Stimmung ist dementsprechend gedämpft.
Als Schluneggers Heimweh dann mit ihrem leicht melancholisch klingenden Song loslegen, scheint dieser vorerst ebenfalls hoffnungslos in den Wassermassen zu ertrinken.
Tränen im Regen
Dann aber horchen die Leute auf. Dieses «Rosmarie» geht irgendwie ans Herz. Ein Lied über eine Liebe, die alle Höhen und Tiefen überdauert – bis in den Tod. Das ist es doch, was wir uns alle insgeheim wünschen. Und während Georg Schlunegger und sein Männerchor davon singen, wie der langjährige Ehegatte seiner Rosmarie das letzte Mal übers schlohweisse Haar streichelt und «Blib noch chly bi mier» flüstert, wird im Publikum so manche Träne diskret weggewischt.
Grosserfolg trotz Zurückhaltung
Seither sind einige Wochen vergangen, und «Rosmarie» ist noch immer in aller Munde. Der Erfolg ist überwältigend; auch wenn man weder die Single noch das dazugehörige Album offiziell in den Läden kaufen kann.
Der einzige Weg sich eines der Exemplare zu ergattern, erfolgt über die Homepage der Formation selber. Eigentlich ein grosses Risiko, denn für die meisten potentiellen Käufer ist das Prozedere zu mühsam.
Aber «Rosmarie» hat bereits solch hohe Wellen geschlagen, dass das Debutalbum den Goldstatus auch so locker erreichen konnte.
Die «schönsten» Männerstimmen der Schweiz
Der Mann hinter dem ganzen Projekt – Georg Schlunegger – kann sein Glück kaum fassen. Mit Schluneggers Heimweh erfüllte er sich einen heimlichen Traum: einen Chor zu gründen, der die «schönsten» Männerstimmen aus der ganzen Schweiz vereint.
Neue und etwas nachdenklich gestimmte Volkslieder wie «Rosmarie» zu kreieren war ebenfalls geplant. Vorbilder standen hierfür Georgs Eltern, die eine ebenso glückliche Ehe führen, wie die Protagonisten in Georgs Hit.
Zwei Jahre lang hat Schlunegger nach den perfekten Songs und den dazu passenden Sängern gesucht. Gefunden hat er letztere im Muotatal, Emmental oder dem Appenzell: urchige Jodler, tiefe Bässe und hohe Tenöre aus sieben Kantonen.
Bliib noch chly bi mier
Ziel ist es, dass der Heimweh-Chor noch lange bestehen bleibt. Die Chorbesetzung darf natürlich gerne alterniert oder aufgestockt werden. Nachdem die Resonanz schon auf die erste Single und das Debutalbum so positiv war, dürfte der Nachschub an potentiellen Heimweh-Sänger dementsprechend gross sein.