Marietta Kobald lebt mitten im Prättigau in der Gemeinde Fideris. Hier wuchs sie als eines von vier Geschwistern der alteingesessenen Fideriser Familie Walli auf, die in Küblis ein Holzbauunternehmen unterhält. Sie schloss eine Ausbildung als Hochbauzeichnerin ab und war danach Bauamtschefin der Gemeinde, Bauleiterin und Brandschutzsachverständige. Ihr Herz aber hing am Journalismus. 2004 sattelte sie deshalb um und schloss ihr Diplom am Institut für Medien und Kommunikation an der HTW in Chur ab.
Ich bin neugierig auf Menschen.
Während ihrer Tätigkeit für die Lokalzeitung «Prättigauer & Herrschäftler» begann sie damit regionale Geschichten zu archivieren. Unter ihrer Leitung und in Zusammenarbeit mit der Walservereinigung Graubünden ist vor fünf Jahren «Läsiblüescht» entstanden. Die einzigartige Sammlung nimmt die Leserschaft mit auf eine Entdeckungsreise durch die Sprach- und Literaturwelt des Prättigaus und der Landschaft Davos. Im 330-seitigen, illustrierten Band findet man Texte von 56 Autoren und Autorinnen aus den Jahren 1858 bis heute. .
Gruseln unter der Bettdecke
Die Sagenwelt lernte Kobald bereits als Siebenjährige kennen. Damals lag sie mit ihren Geschwistern in einem grossen Doppelbett, während ein Freund der Familie ihnen eine gruslige Sage erzählte.
Vor lauter Gruseln verkrochen sich die Kleinen immer mehr unter ihre Bettdecke. Sagen haben Kobalds Meinung nach eine warnende und zugleich erzieherische Funktion. Sie appellieren an das Gute im Menschen und sind oft gekoppelt mit Aberglauben.
Schiller des Prätigaus
Natürlich begegneten ihr später während ihrer Recherche nach geeigneten Prättigauer Dialektgeschichten auch diverse Sagen. Die meisten davon waren allerdings auf Hochdeutsch geschrieben worden. Für die SRF Musikwelle wurde Kobald vor allem im Buch «Lustig Gschichtenä» fündig, welches von Georg Fient (1845-1915) stammt. Der Bündner Regierungssekretär und Kanzleidirektor war nebenbei auch journalistisch tätig und ist auch unter seinem Übernamen «Schiller des Prättigaus» bekannt.