Der Seisler-Dialekt ist dem SRF Radiopublikum dank Christian Schmutz seit langem bestens vertraut, dank zahlreicher Mundartsendungen. Zum Dialekt-Spezialist wurde er während seines Germanistik-Studiums. Von der Sprachwissenschaft begeistert, erarbeitete der Freiburger ein über 700 Seiten starkes Senslerdeutsches Wörterbuch. Von allen schweizerdeutschen Regionalwörterbüchern ist dieses das wissenschaftlich fundierteste.
Die Eigenart des Seisler-Dialekts geht auf verschiedene Einflüsse zurück. «Speziell ist sicher, dass wir alte Sachen aus dem Spät-Mittelalter länger als andere erhalten haben», so Schmutz. «Dann zeigt sich in unserem Wortschatz auch die Nähe zum Französischen. ‹Dr couragiert Seisler› ist ein Beispiel dafür.» Dazu kämen schliesslich noch eigene Entwicklungen, wie sie nur die Seisler gemacht hätten.
Je älter ich werde, desto häufiger verwende ich alte Dialektwörter.
So verschieden wie viele meinen, seien die Deutschschweizer Dialekte übrigens nicht, meint der Germanist. Häufig seien es nur Lautung oder Bedeutung, die den kleinen Unterschied ausmachten.
Angst, dass der Seisler-Dialekt aussterben könnte, hat Christian Schmutz keine. «Je älter ich werde, desto häufiger verwende ich auch altmodische Dialekt-Ausdrücke. Die Lust an der Dialektsprache kommt meistens etwas später. Das wird bei den Jungen von heute nicht anders sein.»
Christian Schmutz erzählt Freiburger Sagen
«E kurlige Loon»
In Sagen aus den Voralpen tauchen öfters Zwerge auf. So auch in der Geschichte, die sich zwischen Plasselb und St. Silvester zugetragen hat. Dort lebte einst eine alte alleinstehende Frau mit einem grossen Wissen über Kräuter und Krankheiten.
«Santufaschtus»
Dem Dorf St. Silvester im Sense-Oberland sagen die Einheimischen «Sanitfaschtus». Die Kirche von St. Silvester liegt auf einem Hügel. Weshalb die Kirche nicht im Dorf steht, erzählt die Freiburger Sage «Santufaschtus».
«De gguraschiert Seisler»
Zwischen 1838 und 1840 wurde über der Galterenschlucht eine Drahtbrücke gebaut. Dadurch wurde der Weg von Fribourg nach Bürglen viel kürzer. Die eindrücklichen Arbeiten auf der Baustelle zog Tag für Tag Hunderte von Schaulustigen an. In dieser Zeit entstand auch die Sage «De gguraschiert Seisler».
«D'Harzer»
Diese Sage stammt aus dem Sprach-Grenzgebiet zwischen Deutsch und Französisch. Dort liegt die Gemeinde Giffers. Die Bewohnerinnen und Bewohner von Giffers heissen umgangssprachlich Harzer. Woher dieser Übername kommt, erzählt die Sage von German Kolly.
«Die schwarzi Chue»
Ein Fluch geht dem Hirt Hansjosi leicht über die Lippen. Der Bauer mahnt ihn, er solle weniger fluchen, denn das vertreibe Gottes Segen. Hansjosi nimmt sich vor, den ganzen Sommer hindurch auf Fluchworte zu verzichten. Das gelingt ihm auch – bis eines Tages eine schwarze Kuh auftaucht.
«Ds Burgfrolyna va Chastus»
Eine habgierige Burgfrau ist dazu verdammt ihren Schatz im Keller auch noch als Geist zu horten. Nur wer ihn ohne zu sprechen bergen kann, sollte den Fluch auflösen. Zwei beherzte Bauern machen sich schliesslich ans Werk.
«Hutätä»
Eine genervte Mutter will ihrem quengelnden Kind eine Lektion erteilen. Ihr Plan geht dabei leider komplett daneben.
«Dr Drache vom Galteretal»
Geplagt von Lindwürmern, Dämonen und Drachen wussten sich die Bauern des Galterntals zu helfen. Einer brennenden Kerze sei Dank, wurden sie und ihre Tiere fortan vom Unheil verschont.
«Schwarz und Wyss»
Herzog Bächtold der IV. baute oberhalb der Saane auf einem Felskopfs eine Burg und nannte sie Fribourg. Als sich der Herzog nach einer Treibjagd im Wald verirrte, fand er Zuschlupf bei einem Köhler. Nach dieser Nacht war er so zufrieden, dass er beschloss, auf dem Fels, wo seine Burg stand, eine Stadt namens Fribourg zu bauen.
«Ankehäx»
«Nöschus» sagen die Einheimischen dem Euschelspass, der Jaun mit Schwarzsee verbindet. In der Landschaft tauchen einzelne kleine Berghütten auf. Einst habe eine eigenartige Frau in einem alten, niedrigen Plätterhüttli gewohnt – die «Ankehäx».