So wie Trudi Gerster schaffte es niemand anders Märchenfiguren Leben einzuhauchen. Tausende von Kinder litten mit ihrem wunderfitzigen Elefäntli mit, fanden den Säulipeter voll eklig oder fürchteten sich mit einem, der auszog das Gruseln zu lernen. Mit ihrer etwas knarrenden aber farbenfrohen Stimme schaffte Gerster es blitzschnell in verschiedene Rollen zu schlüpfen. Da wurden Zwerge noch niedlicher, Prinzessinnen noch eingebildeter und Hexen noch schauriger.
Attraktion auf der Landi
Dabei wollte Gerster ursprünglich nicht Märlitante, sondern eine seriöse Schauspielerin werden. Dafür besuchte sie auch die Schauspielschule. Um ihr Studio zu finanzieren nahm sie einen Studentenjob als Märchenfee an der Landi 1939 an.
SRF Musikwelle-Hörerinnen erinnern sich
Insgeheim hoffte sie dort fürs Radio entdeckt zu werden. Stattdessen wurde die damals 19-Jährige dank ihrer Erzählkunst zur Attraktion des dortigen Kinderparadieses.
Märlitante wider Willen
Wenn Kinder sie begeistert als Märlitante bezeichneten, so fand Gerster das zwar reizend. Noch lieber wäre es ihr hingegen gewesen, man hätte sie Märchenfee oder Märchenkönigin genannt. Märlitante klang in ihren Ohren irgendwie angestaubt und alt – und so wollte sie nie rüberkommen. Vor allem missfiel ihr der Ausdruck Märlitante im Zusammenhang mit ihrem Engagement als Politikerin
Gerster war eine der ersten Frauen, die in den Basler Grossrat gewählt wurde und somit auch eine der ersten Frauen im schweizerischen Parlament . Jahrelang setzte sie sich dort lautstark für Frauenrechte und die Umwelt ein.
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Es war einmal...
Trotz ihrem politischen Engagement blieb sie ihrer Leidenschaft Märchen zu erzählen zeitlebens treu. Sie trat sowohl an Schulen und Messen als auch im Radio und TV auf. Nebenher publizierte sie Märchenbücher und brachte Märlikassetten auf Schwyzerdütsch heraus. Als Märlitante trat Gerster noch bis 2010 auf. Nach erfülltem Leben entschlief sie am 27. April 2013 im Kreis ihrer Familie.