Für einmal gehören die Schweizer Strassen den Fussgängern, Velo- und Rollschuhfahrerinnen - oder gar den Pferden mit Kutschen. Es scheint, als wären den Bürgerinnen und Bürgern keine Grenzen gesetzt, um sich mit alternativen Transportmitteln fortzubewegen. Auch die Verkehrsregeln werden nur beschränkt beachtet.
Der erste autofreie Sonntag am 25. November 1973 wird zu einer Art Volksfest auf den Schweizer Strassen. Grund dafür ist die Erdölkrise. Ziel des Bundes ist, damit Energie zu sparen. Die Schweizer Bevölkerung nimmt das Verbot eher gelassen, wie eine Strassenumfrage zeigt. Das Nachsehen haben vor allem die Inhaberinnen und Inhaber der Wirtshäuser.
Keine Regeln ohne Ausnahmen
Obwohl klar verordnet ist, dass keine motorisierten Fahrzeuge auf den Strassen fahren dürfen, gibt es eine Reihe an Ausnahmen: Taxifahrten, Krankentransporte, Reparaturdienste, private und öffentliche Pikettdienste, Seelsorger, Schichtarbeiter. Sie alle dürfen trotz Verbot weiterhin das Auto benutzen. Allerdings müssen sie sich ausweisen können.
Die vielen Ausnahmeregelungen animiert das Radioteam Ueli Beck und Elisabeth Schnell, eine Satiresendung darüberzumachen.
Immer noch Trend
Die Idee von autofreien Tagen feiert ein Comeback, vor allem in den Städten. Grund dafür ist sowohl die Geopolitik als auch der Klimaschutz. Im vergangenen Jahr wagten linke Parteien Vorstösse für mehr autofreie Tage in mehreren Schweizer Ortschaften. Teilweise mit Erfolg. Winterthur zum Beispiel hat autofreie Sonntage in Quartieren ein- und durchgeführt.
Laut Michael Hermann, Leiter Forschungsstelle Sotomo, sind autofreie Tag eher als symbolisches Zeichen zu betrachten. «Solche Tage sind wahrscheinlich eher temporär. Damit lässt sich substanziell nicht gross etwas verändern.» Die Partei der Jungen Grünen Schweiz ist sich aber sicher, dass auch symbolische Akte Menschen überzeugen können, weitere Schritte anzugehen.