Die Kinder sind ausgeflogen und die Wohnung für die eigenen Bedürfnisse zu gross. Eigentlich könnte man sich jetzt eine kleinere, überschaubare Wohnung suchen. So einfach das klingt, ist es leider selten. «Eine Wohnung ist ein von uns errichteter Lebensraum, in dem wir uns wohl fühlen», erklärt Psychologin Marie-Louise Hermann.
«Diesen Raum haben wir während Jahren oder gar Jahrzehnten mit Leben und Erinnerungen gefüllt. Die Wohnung ist ein Daheim, das wir mit Sicherheit und Wohlbefinden verbinden. Deshalb fällt es zum Teil sehr schwer, diesen Lebensmittelpunkt aufzugeben.»
Frühe Planung entlastet
Der richtige Zeitpunkt für einen Wohnungswechsel hängt von verschiedenen Faktoren ab: persönliche Gesundheit, finanzielle Mittel, emotionale Bindung zum aktuellen Wohnort, Flexibilität im Hinblick auf Veränderungen. Besonders schwierig wird es dann, wenn man aus gesundheitlichen Gründen zu einem Umzug gezwungen ist.
Gerade deshalb ist es ratsam, sich früh genug mit den Möglichkeiten für altersgerechtes Wohnen zu beschäftigen. «Es muss nicht immer eine neue Wohnung sein. Manchmal lassen sich Wohnung oder Haus auch auf spezifische Bedürfnisse im Alter anpassen», meint Charles Hirschi. Der Experte für «Wohnen im Alter» ist sich bewusst, dass ein Wohnungswechsel kein Spaziergang ist. «Es geht um Trennung und Loslassen von Gewohnheiten, Emotionen oder Erinnerungen. Das fällt nicht leicht.»
Entrümpeln befreit!
Entrümpeln hat immer etwas Befreiendes, besonders im Hinblick auf einen späteren Wohnungswechsel. Ein Fachmann auf diesem Gebiet ist Selim Tolga. «Loslassen beflügelt», ist der Aufräumcoach überzeugt. «Ausmisten muss nichts Negatives sein, im Gegenteil. Es ist wie eine Entdeckungsreise: Man begegnet Vergessenem und kann sein Leben Revue passieren lassen.»
Mit Ausmisten sollte man rechtzeitig beginnen, darf sich dafür aber auch Zeit lassen. «Für einen guten Überblick lohnt sich eine grobe Sortierung», meint Selim Tolga. «Was ist Ballast, was ist defekt, was muss ich jemandem zurückgeben, was will ich behalten?» Und WAS darf oder soll man behalten? «Dinge, die man regelmässig braucht – mindestens einmal im Jahr – und alles, woran man wirklich Freude hat. Von allen anderen Dingen, die nur Zeit und Energie kosten, sollte man sich trennen.»
Persönliche Erfahrungen
Haben Sie den Schritt gewagt und im Alter ein neues Zuhause gesucht? Oder wurden Sie zu einem Wohnungswechsel gezwungen? Wie haben Sie Ihre Wohnsituation verändert, und wie geht es Ihnen dabei?