Viele Wege führen zum Film
Dominik Locher hat schon alles gemacht: Hotelmanager, Zirkusanimator, Bauarbeiter, (Heimatroman-)Autor, Boulevardjournalist, Partyveranstalter, bis er schliesslich an der ZHdK Theaterregie studierte – nur um dann auch noch den Film-Master anzuhängen.
Mit letzterem scheint Dominiks wahre Berufung nun gefunden: Wenn der Wahlzürcher vom Filmemachen erzählt, spürt man nichts anderes als Leidenschaft. Und das Beste:
Sein Abschlussfilm «Goliath» wird auch noch am diesjährigen Wettbewerb am «Filmfestival Locarno» gezeigt – als einziger Schweizer Film!
Klingt nach einer erfolgversprechenden Zukunft als Regisseur. Oder gibt es die gar nicht? Kann man in der Schweiz überhaupt vom Filmemachen leben?
«Eminem konnte zuerst auch nicht vom Rappen leben»
«Ich kann vom Filmemachen alleine noch nicht leben», gibt Dominik offen zu. Er selbst halte sich immer wieder mit Werbefilmen und Nebenjobs über Wasser, seine Frau Lisa Brühlmann, ebenfalls Filmemacherin, arbeite noch als Schauspielerin:
«Dafür wird man immer wieder irgendwo eingeladen, wo man sich gratis betrinken kann», nimmt er die Sache mit Humor und lässt grinsend seinen Goldzahn hervorblitzen.
Dass es junge Filmemacher nicht immer leicht haben, empfindet Dominik aber nicht nur als Problem in der Schweiz: «Am Anfang muss man sich doch überall durchsetzen. Eminem konnte zuerst auch nicht vom Rappen leben!».
Schade am Schweizer Film-Business fände er hingegen, dass hier ein viel stärkerer Grundpessimismus herrsche. Genauer gesagt eine Art «Jä-Würkli?» – Mentalität:
In der Schweiz hinterfragt man ein Projekt viel stärker als zum Beispiel in Amerika. Dort steht man neuen Projekten viel optimistischer gegenüber.
Immer mehr Schweizer Filmemacher
Trotz der kritischen Haltung gibt es immer mehr Schweizer Filmemacher, und das sei auch gut, so Dominik: «Je mehr Leute Geschichten erzählen, desto besser. Geschichten sind wichtig für unser Zusammenleben und dafür, wer wir sind.»
Thematisch auffallend sei, dass sich gerade junge Filmemacher immer kritischer mit dem Privaten auseinandersetzen. Was wiederum vieles über unsere Gesellschaft aussage:
«Wie wir im Kleinen miteinander umgehen, ist immer auch ein Spiegel davon, wie wir im Grossen miteinander umgehen».
Gesellschaftskritik statt Swissness
Auf das Vorurteil, Schweizer Filme können nur mit Swissness punkten, pfeift Dominik. Auch bei «Goliath» sei das Ziel nie gewesen, einen Publikumshit zu landen:
«Ich wollte einen Film machen, der mir und meiner Frau gefällt. Dass er dann auch noch dem Chef von Locarno gefallen hat, macht die Sache natürlich umso schöner», meint er verschmitzt.
Ich möchte Filme machen, die unter die Haut gehen, wichtige und gesellschaftskritische Themen ansprechen. Einen Publikumshit zu landen war mir weniger wichtig.