Mehr und mehr verknüpft sich unsere digitale Gegenwart mit unserem Offline-Leben. Internetdienste wie Facebook und Google passen ihre Inhalte unseren Interessen an.
Heisst im Klartext: «Like» ich auf Facebook wiederholt Posts meiner Lieblingsband, wird mir irgendwann bald jeder noch so kleine Post dieser Band auf meiner Wall angezeigt. «Like» ich nichts von meinem Arbeitskollegen, verschwindet dieser komplett aus meinem Newsfeed.
Kürzlich kündigte Instagram an, den Newsfeed in naher Zukunft ebenfalls personalisieren zu wollen. Wir haben mit Joël Luc Cachelin über Vor- und Nachteile dieser Personalisierung gesprochen.
Das intensive Leben
«Wir bekommen genau das, was uns interessiert», sagt Joël. Die Personalisierung ermöglicht ein intensiveres Leben und wir entdecken so beispielsweise Serien, die uns interessieren.
Die Personalisierung wird mittels Algorithmen, also Computerberechnungen, gesteuert. Wie die Algorithmen arbeiten, ist ein wohlgehütetes Geheimnis, vergleichbar mit dem Coca-Cola-Rezept.
Doch die Personalisierung hat auch Nachteile: «Die sogenannte Filter Bubble ist ein Problem.»
Dank der «Filter Bubble» entwickeln sich soziale Netzwerke zu einem persönlich optimierten, digitalen Raum, der genau deinen Interessen und Vorlieben entspricht. Aber eben wirklich nur DEINEN Interessen und Vorlieben. Soll heissen: Alles, was ausserhalb ist, bekommst du nicht mit.
Werden wir manipuliert?
«Es ist nicht ganz klar, wer bestimmt, was schlussendlich zu uns vordringt», sagt Joël. Zum einen sind das sicherlich wir selbst: Was wir anklicken, wird für uns als interessant eingestuft. Siehe Zalando: Einmal auf ein Hemd geklickt, verfolgt es dich auf ewig. «Die Schwierigkeit ist, zu erkennen, wofür man selber verantwortlich ist und welche Posts vom Unternehmen eingespeist werden.»
Die Schwierigkeit ist, zu erkennen, wofür man selber verantwortlich ist...
Eine weitere Folge: Allzuschnell befindet man sich in einem «Spiegelsaal». «Man wird nur mit dem eigenen Weltbild konfrontiert», so Joël. Beispiel Abstimmungen: Nur selten sieht man Posts anderer Meinungen - die eigene Meinung herrscht stets vor.
Vielfalt als Lösung
Für Joël sind die Nachteile und Vorteile nah beisammen. Als einfaches Mittel gegen die negativen Aspekte der Personalisierung nennt er die Vielfalt: «Das Verwenden mehrerer (sozialen) Medien gleichzeitig ist eine Möglichkeit.» Weiter soll man das zufällige Element des menschlichen Lebens fördern.
Man wird nur mit dem eigenen Weltbild konfrontiert.
«Man sollte wieder mehr offline unterwegs sein und etwas mit Menschen unternehmen, die man zufällig im Ausgang kennengelernt hat», so Joël. Serien-Tipps oder ähnliches auch wieder einmal offline einholen. Denn im Gegensatz zum Offline-Leben gibt es online keinen Zufall. Dort wird alles genau auf deine jetzigen Interessen angepasst – dank der Personalisierung.
Gegen die Einführung eines personalisierten Feeds bei Instagram gibt es eine Petition. Hier findest du sie.