Am Wochenende trafen sich die besten E-Sportler des Landes in Fribourg.
Dort spielten sie um einen Platz im offiziellen Nationalteam, das die Schweiz an den E-Sports-Weltmeisterschaften in Indonesien vertreten wird.
Die WM findet Anfang Oktober statt und bringt gut 500 Spieler aus 37 Ländern nach Jakarta. Die besten Gamer und Teams der Welt werden dort aber nicht dabei sein. Denn für Profi-Gamer gibt es anderswo weit mehr zu holen. Womit wir schon beim ersten Fakt zu den E-Sports wären:
Geld
An grossen Turnieren wird um Millionensummen gespielt. An der Spitze steht dabei «The International», das vom US-amerikanischen Spieleentwickler Valve veranstaltet wird. An der sechsten Ausgabe kämpften Anfang August 16 Teams um eine Preissumme von mehr als 20 Millionen Dollar. Allein das erstplatzierte chinesische Team «Wings Gaming» kassierte fast 10 Millionen – also gut 2 Millionen pro Spieler.
Zuschauer
E-Sports ist nicht nur in Sachen Preisgelder ein Millionengeschäft. Auch was die Zuschauer betrifft geht es um ganz grosse Zahlen. 2015 sollen gut 226 Millionen Leute E-Sports-Veranstaltungen mitverfolgt haben. Die meisten von ihnen per Stream am Computer. Allein der WM-Final des Games «League of Legends» brachte es auf 36 Millionen Zuschauer. Bei grossen Turnieren sind oft auch über zehntausend Zuschauer live vor Ort dabei. Für das World Championship Finale von «League of Legends» pilgerten 2014 sogar mehr als 40'000 Leute ins Seoul-World-Cup-Stadion. Zum Vergleich: Das grösste Fussballstadion der Schweiz, der Basler St. Jakob-Park, fasst gerade einmal 38 500 Menschen.
Betrug
Wo es um viel Geld geht, wird beim Gewinnen auch gerne nachgeholfen. Wie andere Sportarten hat auch E-Sports mit Betrugsversuchen und Spielmanipulationen zu kämpfen. Zum Beispiel wenn ein Team ein Spiel absichtlich verliert, um ein Ergebnis zu liefern, auf das zuvor gewettet wurde. So zwang etwa der Manager eines südkoreanischen «League of Legends»-Teams seine Spieler zum Verlieren, um mit dem Wettgewinn seine Schulden zu decken. Weil viele Partien nur online stattfinden, ist beim E-Sport auch Platz für technische Tricksereien. Etwa durch «Account-Sharing», wenn sich ein Spieler von einem anderen, besseren Spieler vertreten lässt. Oder durch bestimmte Cheatprogramme, die unbemerkt vom Gegner ausgeführt werden.
Doping
Die Einnahme leistungssteigernder Medikamente scheint bei Profi-E-Sportlern stark verbreitet. Dabei wird zu aufputschenden Mitteln wie Ritalin oder Adderall gegriffen oder zu Beruhigungsmitteln wie Valium, um auch unter Druck ruhig zu bleiben. Manche Spieler sollen sogar ganze Medikamentencocktails schlucken, um im Game schnell reagieren und dabei auch einen kühlen Kopf bewahren zu können. Bei Schweizer E-Sportlern sei Doping aber kein Thema, meinen Kenner der Szene. Nicht zuletzt, weil bei uns fast ausschliesslich Amateure spielen.
APM
Stichwort Reaktion: In E-Sports-Strategiespielen wie etwa «Starcraft» ist die Zahl der «Actions per Minute» (APM) eine entscheidende Grösse. Damit wird gezählt, wie viele Aktionen (z.B. einen Spielgegenstand auswählen oder einen Befehl ausgeben) ein Spieler pro Minute durchführen kann. Bei Spitzenspielern liegt dieser Wert über 400 – das sind fast 7 Aktionen pro Sekunde. Den Rekord hält der südkoreanische «Starcraft»-Spieler Park Sung-joon mit einem APM-Wert von 818. Zwischen den einzelnen Aktionen vergeht bei ihm weniger als eine Zehntelsekunde.
Verletzungen
Wer so schnell klickt, mutet seinen Fingern und Händen einiges zu. Sportverletzungen sind bei professionellen E-Sportlern deshalb nichts ungewöhnliches. Den Handgelenken droht ein Karpaltunnelsyndrom, den Fingern eine Sehnenscheidenentzündung. Nicht zu spassen ist auch mit psychischen Problemen wie Stress und Burnout. Spielern in südkoreanischen Teams werden zum Teil Arbeitszeiten von bis zu 16 Stunden am Tag zugemutet. Da bleibt neben der Zeit vor dem Bildschirm nichts mehr für die Freizeit übrig.