2016 machte Ben Whale erstmals auf sich aufmerksam in der Schweiz und droppte die «Pussy $ounds»-EP. Ein erster Schritt Richtung Präsenz und Relevanz, die er sich mit einem kleinen aber tiefen Einschlag in die Schweizer Rap-Szene erschuf. R’n’B auf Schweizerdeutsch, davon gibt’s nicht viele Beispiele in der Schweiz, will man nicht Dekaden-weit in die Vergangenheit blicken. Umso kritischer hörte man also hin, denn meine Meinung ist: Je einfacher ein Lied, je weniger Text, je zugänglicher die Melodie, umso mehr muss die Sprache Kontrast bieten.
Nicht, um unsere wunderschöne eckige Sprache unnötig zu bashen, aber es ist für mich Fakt: Dem Schweizerdeutschen muss man Eleganz und Attitüde abgewinnen, von alleine passiert das nicht. Ein weicher, warmer R’n’B-Song mit einem Schweizerdeutschen Text so ganz ohne sprachliche Finesse, Kanten oder inhaltlich herausfordernden Inhalt (wie man es von sehr vielen deutschsprachigen Pop-Songs kennt) resultiert in einer Überdosis Wärme oder Kitsch. Dieser «Gefahr» ist jeder Schweizerdeutscher Künstler/In ausgesetzt, insbesondere aber die, die R’n’B auf Mundart machen.
«Sonar»-EP: Sex und Wut umhüllt von einem Zuckermantel
Ben Whale gelingt es praktisch gänzlich, sprachlich souverän zu wirken, obschon sich seine Texte auf «Sonar» um die R’n’B-typischen Themenkreise Liebe, Sex, Wut & Fremdgehen drehen. Sein Stil bleibt dabei irgendwo zwischen «Rapper, der seine eigenen Refrains singt», klassisch balzigem R’n’B-Sänger und Autotune-Virtuoso. Die Produktionen klingen so, wie ich mir zeitgemässen R’n’B vorstelle: klebrig langsame BPMs, warme Akkorde die auf kühle Bässe prallen und ein flüssiges Wechseln von (Rap-)Strophen zu Gesangs-Hooks.
Die acht Songs auf «Sonar» kommen in einem (Zucker)Guss daher, was das Durchhören aufgrund der relativ kurzen Spieldauer von ca. 22 Minuten recht einfach macht. Beim zweiten und dritten Mal fehlt mir aber ein Song, der den Zuckergusspanzer durchbricht, z. B. mit einer schnelleren Produktion. Von Funk bis House stelle ich mir vor, dass Ben Whale auf solchen Tracks gut klingen würde und es seiner Musik gut täte, die Komfort-Bubble dieses warmen, reservierten Swaggers etwas zu verlassen. Bis dann tauche ich gerne in Ben Whale's Narrativ ein; denn die Wärme, die mir manchmal zu viel wird, ist zumeist einlullend und bestechend schön.