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Legende: Marash & Dave mit Majordebut «Gold» Selbstprophetisch oder selbstkritisch? In den Titel kann man alles und nichts interpretieren official

Bounce Fokus auf Gold: Marash & Dave

Marash & Dave aus Luzern sind 2013 ins Game gesteppt und fielen durch ihren Hang zu viel Melodie, Pathos und Hedonismus auf. Seit ihrem Eintritts-Minihit «Wägeinischey» kennt man sie, aus Afficionado-Sicht, als Band mit poppigen Hooks und harten Strophen. Jetzt steht ihr Major-Debüt an: «Gold».

«Ech kenn de Marash öppe so sid 2008»

Wer sind Marash & Dave? Wenn du einigermassen CH-Rapaffin bist, dann stellen die beiden Luzerner (OK, OK, Marash ist Krienser) schon seit 2013 mit ihrem kleinen, aber feinen Indie-Rap-Hit «Wägeinischey» einen festen und eigen klingenden Wert in der Schweizer Raplandschaft dar.

So sind sie also keinesfalls Newcomer, wie andere Medien, die im Vorfeld ihres ersten «grossen» (Major-Label) Releases über die Beiden berichten, behaupten. (Diese Aussage treffe ich als obsessiver CH-Rapkonsument und mir ist natürlich klar: der überwiegenden Mehrheit, wir reden da von über 95 % der Schweizer Bevölkerung, ist Schweizer Rap abgesehen von fünf bis sechs Ausnahmen ein Fremdbegriff.) Mit diesem Release geht es darum, einen Eintritt in diese türöffnende Welt zu finden.

Der Einstieg in die Massentauglichkeit: wird er gelingen?

Die Sterne stehen gut. Vor allem Lo & Leduc (Indie), aber auch ein Manillio (Universal) haben in junger Vergangenheit gezeigt: Rap auf Mundart kann im Radio funktionieren. Dafür braucht es aber schon eingängige Melodien – reine Raptracks haben eher geringe Chancen, in den grossen Schweizer Radios gespielt zu werden. Und eingängige Melodien – nebst den klaren Rap-Rap-tracks –, davon hat es auf «Gold» massenweise. Gepaart mit viel Tanzbarkeit.

Beispiel «Labyrinth»: der Track funktioniert wie ein gut geölter Tanzsong, Richtung Future Bass-House-Superpop. Die Strophe ist ein klassischer Drop-Aufbau, dann folgt ein stampfiger Hook, den man gleich nachsingen kann. Anschliessend ein nicer Post-Hook Turn-Up-Teil, wo Quietsch-Synthis so gebraucht werden, wie man es zur Zeit aus vielen Popsongs kennt.

Mir wend i die Goldmine / mir wennd alli zäme i das Klondike / im Usgang simmer immer of de Suechi nochem Glück / und finded mer für einisch mal vereinzelt denn es Stück / legitimiert das alles, die ganzi herti Arbeit / de ganzi Berg a Frust vode letschte hundert mol / es glitzered so schön, betäubt üsi Sinn / definiert wer mer sind also suechemer meh / Gold

Kontrast «Mine»: Die beiden Songs folgen unmittelbar aufeinander, auf Platz 2 und 3 in Albumfolge. «Mine» ist ein geradliniger Rapsong, ein brachialer Beat und zwei Rapper, die sich mit Gewalt auf den Beat stürzen und mit viel Pathos in der Brust über das Dunkelwerden in der Mine berichten – sowie das Gold, das am Schluss dann gar nicht da ist. Mit dem Song gelingt den beiden etwas, was gute Popsongs ausmacht: das Thema ist so ausgelegt, dass sich jeder seine eigenen Theorien dazu machen kann – und mitfühlen kann. Also ein Rapsong mit Popeffekt, textlich gesehen.

Man könnte hier getrost jeden Song einzeln auseinandernehmen, aber die beiden Tracks geben ziemlich gut wieder, was Marash & Dave mit «Gold» getan haben, oder tun wollten: sie stellen einen Anspruch an Massentauglichkeit – siehe die eingängigen Melodien («Tanz», «Madame», «Alli Uhre», die Liste ist lang) – ohne dabei die Rap-Seite zu kurz kommen zu lassen.

Etwas, was mich als Fan beider Welten recht zufrieden stellt: ich kann sehr gut hedonistisch tanzen und mich mental betrinken ob Songs wie «Tanz», und natürlich wird mein Rapfanherz bei Bangern wie «Roulette» glücklich.

Ob ihr «Plan» so aufgeht und wie die Musik von der Schweiz empfangen wird, muss sich erst noch zeigen: ihre Singles «Madame» und «Alli Uhre» geniessen schon verhältnismässig viel Airplay. Ihre Fanbase, die sie über die letzten vier Jahre erfolgreich aufbauen konnten, wird ihnen sicher treu bleiben. Die erhalten mit «Gold» eine logische Folge der Arbeit, die Marash & Dave bis jetzt schon gezeigt haben. Go for Gold, Jungs.

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