Zum Inhalt springen
Farbportrait eines Rappers
Legende: Ruff - der Name ist Programm Der Ustermer Rapper zeigt sich auf seiner neuen EP "Vo Nüt zu Was" gewohnt bissig. official

Bounce Wo bleiben die neuen Beats & Themen im CH-Rap?

Ruff ist ein technisch ausgezeichneter Rapper mit einer der geilsten Stimmen im Game. Seine EP «Vo Nüt zu Was» klingt modern, nice produziert und geht sehr einfach runter – beim zweiten Anhören vermisst man jedoch musikalische Alleinstellung gegenüber anderen CH-Rappern schon sehr.

Ich höre Ruff sehr gerne zu. Das liegt daran, dass der whiskygurgelstimmige Rapper aus Uster und Kopf des Labels «Alli Eis» just diese super geile, tiefe, raue Stimme hat, die ab und an melodisch ist und mit extremer Wiedererkennbarkeit um sich wirft.

Seine Rapskills sind auf einem hohen Niveau, und er kann sie auf jedem Instrumental anwenden. Das kommt vielleicht auch daher, dass der 1986 geborene Ruff auf Boombap-Beats gelernt hat, zu rappen und seine Flows entsprechend auch auf neueren und langsameren Produktionen anpassen kann.

In jüngeren Jahren griff er vermehrt zu Trapproduktionen oder auch mal als Ausreisser zum Afrotrap und auf all diesen Beatvarianten kann Ruff überzeugen. Seine Reime sind nicht immer die einzigartigsten von der Wortwahl her, («auf Enemies schiessen» ist weiss Gott kein Alleinstellungsmerkmal) aber immer schön aufgebaut, mehrsilbig und technisch versiert. Auf seiner kurzen EP «Vo Nüt zu Was» ist er am stärksten, wenn er in bester Cypher-Manier mit Kollege Bossnak auf dem super aggressiven «Siiteblick» die Vierzeiler um sich haut, oder wenn er wieder etwas von seiner erzählerischen, «Conscious»-Seite durchblicken lässt, wie etwa auf dem ruhigeren «Nid Allei».

Wenn ich etwas beanstanden würde bei der Musik von Ruff, dann dass die Produktionen oft ersetzbar klingen. Der unglaublich geile Boombap-Beat «Leg das Mic Weg» (prod. Lextronom) klingt dann eben doch zu stark nach Auftragsarbeit: «Yo mach mir einen SSIO-Type-Beat», kombiniert mit einem Songinhalt wie «Leg das Mic Weg» reduziert sich bei mir das wiederholte Anhören um 100 %.

Auch wenn die Beats auf der EP qualitativ auf international hohem Niveau sind, musikalisch hört man einfach nichts Neues, wenn man die Musik von SSIO und Raf Camora gut kennt. Das ist keineswegs nur das Problem von Ruff, dasselbe könnte man über gut 50 % der Produktionen auf Schweizer Rap-Releases sagen. Aber das ist ein Fass für sich.

Fazit

Ruff, immer noch ein super guter Rapper, und es macht Laune, ihm zuzuhören - musikalische Innovation sucht man auf «Vo Nüt zu Was» aber vergebens.

Meistgelesene Artikel