Lucky Luke des CH-Raps
CBN hat einen der unverwechselbarsten Rapstile des Landes (wie übrigens alle EFM Mitglieder). Was CBN abhebt ist zum einen dieser entschärfte, aparte St. Galler Dialekt, der mit unverblümt geschwollener Brust teils schnöselig, kühl und vorallem, errrmm, ja, lässig (really) über Beats daherrollt.
Zum anderen passt der Übername Lucky Luke natürlich sehr gut, und zwar optisch (Zitat CBN: «...päng päng pumm - ich hau öppe jedes schwiizer It-Girl um») sowie auch swag-technisch: lakonisch auf einem Grashalm kauend, in Wildledermocassins gekleidet und mit einem Mundwinkel hochgezogen - das Bild stimmt, wenn man CBN rappen hört.
Weitere Merkmale: Fast niemand hat das Silben-Trenn-Pausenflow-Game so im Sack wie CBN. Kaum ein mehrsilbiges Nomen wird nicht zwei- oder dreigeteilt im Flow des Exil-St. Gallers. (Ja, Manillio macht das auch, CBN hat die Nase jedoch knapp vorne.)
Letzter Punkt: Das Vokabular. CBN bedient sich, in guter EFM-Manier, einem ausgesuchten Wortschatz, der viele «unique words» aufweist. Ein literarisch und geschichtlich bewanderter Poet also, der sich den Rap als adäquate Ausdrucksplattform zurechtlegt. Seine oft kryptischen Texte unterhalten, lassen einen nicht weghören (easy listeining bei CBN - wohl kaum) und bilden, wenn man die ein oder andere Passage auch nachschlägt.
Und wie ist jetzt das f****** Album??
Hauptsächlich vom Berner Levin Dennler produziert, klingt «Tourist» durchs Band organisch eingespielt und sehr zeitgemäss. Und das ohne Trap! Hihi. Mir gefällt das Album sehr gut. Wenn einem die phasenweise kaum eine Lücke-lassende, Zigarettenrauch-geschwängerte Melancholie zu viel wird, ist das verständlich. Mir liegt das jedoch sehr gut. Meist benutzte Wörter des Albums: «Träum» und «Paris». Rapfeaturings: keine.
Meine 5 liebsten Songs
«Tod vom Morge»
«Es isch scho viel zlang her sid ich gseid han die Welt ghört mier». Diese Line alleine reicht aus, um den Song (das Intro übrigens) richtig feiern zu können.
«Wasser» feat. Levin
«Gebore ame Herbsttag, Sternzeiche Schwertwal» - eine klassiche CBN-Line, die sofort hängenbleibt. Levin, der nebst den Produktionen auf einigen Songs die Hooks singt, wirkt so komplementär zu CBN, dass man fast denkt das seien Brüder. Was für ein Refrain!
«Galerie Lafayette»
Ein smoother Pianobeat, ein guter Hauch «1-Klasse-Lounge am Flughafen» schwingt mit, CBN mit dem Cognacglas am Flügel stehend, nach 8 Takten bin ich mit ihm in der Lounge. «Palindromträum, de ganz Tag nüt usser d Perle vor d Säu.» Genau. Geh kurz «Palindrom» googlen.
«Delfin» feat. Leduc
Levin, ein weiteres Big Up an die Produktion. Die Reggaebassline macht richtig Spass. Leduc ermordet einen weiteren Feature-Hook und erinnert auf der zweitletzten, ewig gezogenen Silbe im Refrain «... mir träge üsi Träum mit is Graaaaaab, yau» angenehm an einen Raf Camora (wenn der richtig gut singen könnte).
«Melodie» feat. James Gruntz
Wow diese Produktion. Ein Weiterer auf dem Konto von Levin Dennler. Synthie und Gitarren schwingen von links nach rechts durch den Kopf und schaffen viel Platz für CBNs Strophen - und einen James Gruntz in Höchstform. Der einzige englische Text stört nicht auf dem Mundartalbum, sondern erinnert vielmehr an die internationale Wettbewerbsfähigkeit von Superstimme James Gruntz.
Ein Baba-Album
Ein Baba-Album - für Regentage, zum sinnieren, zum Kautabak spuckend im Kopfsaloon sitzen und der Welt und sich selber beim Untergehen zuzuschauen. NICHT zum: tanzen, feiern, yolo-sein.