Daniel Kaluuyas weit aufgerissene Augen, die klirrende Teetasse, der «Sunken Place»: Mit seinem Debütfilm «Get Out» hat der US-amerikanische Regisseur Jordan Peele Hollywood vor zwei Jahren so richtig durchgewirbelt.
«Get Out» erreichte nicht nur die Massen an den Kinokassen, er bescherte seinem Macher einen Oscar (für einen Horrorfilm sehr untypisch!) und knackte den Zeitgeist wie kaum ein anderer Film seither. Auch zwei Jahre später geistern die «Get Out»-Memes noch immer durchs Internet.
Dieser Tage erreicht uns «Us», Jordan Peeles zweiter Film. Und wieder beackert Peele ein ähnliches Gärtchen. So ist «Us», wie schon «Get Out», im Genre des Horrorfilms anzusiedeln.
Während «Get Out» allerdings die tiefer liegenden Beziehungen zwischen dem weissen und schwarzen Amerika thematisierte, spielt die Hautfarbe der Protagonisten dieses Mal keine Rolle. Stattdessen hält uns Peele den Spiegel vor – und zwar wortwörtlich.
So stellt «Us» eine afroamerikanische Familie in seine Mitte, die eigentlich einen entspannten Sommerurlaub in einem Häuschen am See verbringen wollte. Schon bald aber werden Lupita Nyong'o («12 Years a Slave»), Winston Duke («Black Panther») und ihre beiden Kinder von unheimlichen Doppelgängern heimgesucht, die rote Overalls und goldene Scheren mit sich tragen. Ob dies mit dem traumatischen Erlebnis, welches Nyong'os Figur an gleicher Ort und Stelle vor dreissig Jahren erlebte, zusammenhängt?
Ein Horrorfilm, der zum Nachdenken anregt – schon wieder!
Ziemlich schnell fällt auf: «Us» ist «mehr» Horrorfilm als es «Get Out» war. Wer mit den letzten 30 Minuten von «Get Out» seine Mühe hatte, dürfte sich dieses Mal fast den ganzen Film hindurch terrorisiert fühlen.
Aber Jordan Peele wäre nicht Jordan Peele, wenn er uns nicht auch dieses Mal wieder seinen Horror mit einem ganz besonderen Twist servieren würde. Oberflächlich gesehen ist «Us» ein Slasher-Film, dazwischen thematisiert Peele aber die immer grösser werdende Schere zwischen Arm und Reich und bietet so viel Stoff für die Diskussion nach dem Kinobesuch.
Dazu kommt, dass der Regisseur, der letzten Monat seinen 40. Geburtstag feierte, in den letzten zwei Jahren auch auf der technischen Seite zugelegt hat. Peeles Auge für die besonderen Kamerawinkel ist deutlich schärfer geworden, der Film ist somit auch abseits seines Inhalts eine absolute Augenweide.
Unser Rating
4 von 5 Punkten