Darum geht's
Thelma wächst in einer streng christlichen Familie in einem kleinen Dorf in Norwegen auf. Als sie für ihr Studium in die Hauptstadt Oslo zieht, tun sich ihre Eltern schwer, die Kontrolle über ihre Tochter aufzugeben.
Die verschlossene Thelma hat unter anderem deshalb anfangs Mühe, in der Hauptstadt Anschluss zu finden. Bis sie ihre Mitstudentin Anja (gespielt von der norwegischen Singer-Songwriterin Okay Kaya) kennenlernt. Zwischen den beiden entsteht jedoch mehr als nur eine Freundschaft. Thelma merkt bald, dass sie sich von Anja angezogen fühlt. Gleichzeitig leidet sie plötzlich unter heftigen epileptischen Anfällen. Dazu geschehen unerklärliche Dinge in ihrem Umfeld. Hat all das etwa mit ihrer Zerrissenheit gegenüber ihren aufkommenden lesbischen Gefühlen zu tun?
Das hat funktioniert
«Thelma» ist visuell der wohl stylischste Horrorfilm des Jahres. Dabei fällt vor allem auf, wie reduziert und doch aussagekräftig die Bilder in diesem Film sind. Das Prinzip der Reduktion spiegelt sich aber nicht nur im Setting und der Kameraarbeit wieder. Der ganze Film ist untypisch für einen Horrorfilm sehr ruhig inszeniert und kommt mit wenig Dialog aus.
«Thelma» greift bekannte Horrorfilm-Elemente auf und interpretiert sie gleichzeitig neu. So wird die aufkeimende Sexualität einer jungen Frau und deren sich verändernder Körper in Horrorfilmen oft mit etwas Monströsem gleichgesetzt.
In «Thelma» geht die Protagonistin jedoch nicht daran unter und emanzipiert sich ausserdem von ihrem streng religiösem Elternhaus (insbesondere von ihrem Vater). Auch erfrischend ist dabei, dass die Protagonistin homosexuell ist.
Das hat nicht funktioniert
Trotz der Neuinterpretation gängiger Horrorfilm-Motive bleibt die Story wegen dem bekannten Muster trotzdem sehr klassisch. So ist das, was den Film schlussendlich ausmacht, nichts wirklich Neues und von der Story bleibt nicht viel hängen.
Fazit
«Thelma» überzeugt mit kraftvollen Bildern und mit ebenso starken Protagonistinnen. Joachim Trier fordert gängige Horrorfilm-Elemente gelungen heraus und vermischt dabei nordische Coolness mit einer queeren Liebesgeschichte. So kann «Thelma» als eine moderne Antwort auf Horrorfilm-Klassiker wie «Carrie» gesehen werden.
Dieser Film ist für
Fans vom Skandinavischem Kino (die Aufnahmen von der Landschaft Norwegens sind traumhaft) und modernen Coming-of-Age-Thrillern mit weiblichen Protagonisten wie «Raw» oder «Blue My Mind».
Da «Thelma» eher ein Thriller als ein blutrünstiger Horrorfilm ist, ist der Film auch für Schisshasen geeignet.
Rating
3 von 5 Punkten.