Seit 2012 ist das «Star Wars»-Lebenswerk von George Lucas in den Händen von Disney. Vier Milliarden US-Dollar liess sich der Konzern diese Übernahme kosten – und «Star Wars»-Fans sorgen sich seither um den Totalausverkauf «ihres» Universums.
Diese Sorgen sind natürlich kompletter Unsinn. Schliesslich war schon George Lucas darauf erpicht, mit seinen Filmen möglichst viele Spielzeugfiguren und Videospiele zu verkaufen. Was allerdings auffällt: Seit die «Macht» mit Disney ist, herrscht ein anderes Tempo.
Dieser Tage erreicht uns mit «Solo: A Star Wars Story» der bereits vierte «Star Wars»-Film innert weniger als drei Jahren. Zum Vergleich: Unter Lucas‘ Führung dauerte es ganze 28 Jahre um sechs «Star Wars»-Filme in die Kinos zu bringen.
Der «Star Wars»-Plan von Disney lautet wie folgt: Die «Hauptfilme», welche die Geschichte von Luke Skywalker, Darth Vader & Co. erzählen, alternieren mit «Anthology»-Filmen, deren Inhalt nur entfernt mit der Haupt-Storyline zu tun haben muss.
Auf Papier eine gute Idee. Schliesslich hat es im «Star Wars»-Universum genug Platz. Und weil sich nicht alle Filme dem Rahmen der «Skywalker»-Saga beugen müssen, dürfte nun Raum für Experimente existieren. Warum beispielsweise nicht ein «Star Wars»-Comedyfilm?
Leider haben die neuen «Star Wars»-Verantwortlichen bei der Umsetzung ihrer Pläne ziemlich schnell kalte Füsse bekommen. 2015 durfte Gareth Edwards den ersten «Star Wars»-Anthology-Film drehen und wollte aus «Rogue One» einen Kriegsfilm machen. Nach Ende der primären Dreharbeiten wurde er aber klammheimlich ersetzt, grosse Teile «seines» Filmes unter anderer Leitung neu gedreht und ein massentauglicheres Produkt hergestellt.
Auch den Regisseuren des neusten «Anthology»-Filmes erging es nicht anders: Für «Solo: A Star Wars Story» wurde das Regie-Duo Phil Lord und Christopher Miller verpflichtet. Die beiden machten sich bislang mit Komödien wie dem Remake von «21 Jump Street» und «The Lego Movie» einen Namen – und erhielten den blauen Brief von Disney sogar noch früher als Edwards. Letzten Juni wurden Lord und Miller durch Ron Howard ersetzt.
Howard («A Beautiful Mind», «The Da Vinci Code», etc.) ist ein alter Hase in Hollywood und bekannt dafür, jeweils grundsolide Arbeit abzuliefern. Und «grundsolide» ist in etwa auch das Fazit, das von «Solo: A Star Wars Story» zurückbleibt.
«Solo»: Dienst nach Vorschrift
«Solo» erzählt die Geschichte des jungen Han Solos und bietet haufenweise «grundsolide» Action, die von – grösstenteils – «grundsoliden» schauspielerischen Leistungen getragen werden. Dazwischen gibt es ein paar «grundsolide» Wendungen in der Story.
Alden Ehrenreich, der dieses Mal anstelle von Harrison Ford den Han Solo spielen darf, kann seinem Vorgänger leider nicht das Wasser reichen. Immerhin wird seine lasche Leistung durch jene von Donald Glover ausgeglichen, der als Lando Calrissian einen tollen Eindruck hinterlässt.
Ein kleiner Lichtblick für Traditionalisten: Auch wenn Ehrenreich als Han Solo blass bleibt, besudelt «Solo» den Charakter von Han Solo nicht. Stattdessen liefert der Film einfach Dienst nach Vorschrift: Hey, Han Solo trifft zum ersten Mal auf Chewbacca! Ah, so hat Han Solo also Lando kennen gelernt. OK cool.
«Solo 2» scheint so sicher wie das Amen in der Kirche
Der einzige kontroverse Moment des Films kommt ganz am Ende. Während «Rogue One» eine in sich abgeschlossene Story erzählt, lässt «Solo» die Tore für eine Fortsetzung derart sperrangelweit offen, dass man sich schon fast wundern muss, warum «Solo 2» noch nicht angekündigt wurde.
«Solo: A Star Wars Story» ist bei Weitem nicht der schlechteste «Star Wars»-Film. Schliesslich wäre da ja noch immer die Prequel-Trilogie. Allerdings bleibt bei «Solo» kaum etwas hängen. Chance vergeben.
2.5 von 5 Punkten.