Das Wichtigste in Kürze:
- «Avengers: Endgame» ist der 22. Film im Filmuniversum von Comicbuchverlag «Marvel»
- CH-Kinostart ist heute Mittwoch, 24. April 2019
- Der Film ist eine direkte Fortsetzung zu «Avengers: Infinity War», 2018 der zweiterfolgreichste Kinofilm in den Schweizer Kinos (312’366 Eintritte)
- «Endgame» könnte zum ersten Kinofilm werden, der am Startwochenende weltweit über 1 Milliarde US-Dollar einspielt
- Eingefleischte Fans der Filmreihe werden an «Endgame» nur wenig auszusetzen haben, Quereinsteigern sei dieses Spektakel jedoch nur begrenzt empfohlen. Ohne «Marvel»-Crashkurs vor dem Kinobesuch geht die Übersicht wahrscheinlich schnell verloren.
- Heimliche Stars des Films: Jeremy Renner (Hawkeye) und Karen Gillan (Nebula)
- Der Film hat keine Post-Credits- oder Mid-Credits-Szenen
Comicbuchverfilmungen sind aus unseren Kinos nicht mehr wegzudenken. So war im Kinojahr 2018 jedes vierte weltweit verkaufte Kinoticket eines für einen Superheldenfilm – und in Zukunft dürfte diese Zahl sogar noch ansteigen.
Darum sei allen Film-Puristen, die bei soviel Popcorn-Kino entsetzt die Nase rümpfen, gleich zu Beginn gesagt: Widerstand ist zwecklos.
So wäre es wahrscheinlich nicht die schlechteste Idee, wenn man als Kinofan lieber früher als später damit anfängt, diese Art von Filme so zu akzeptieren wie den Geschirrspüler oder das Smartphone.
Klar, Löffel und Gabel kann man auch problemlos per Hand abwaschen und seine Freunde erreicht man auch mit dem Festnetztelefon – aber wieso sich das Leben nicht ein bisschen einfacher machen, den Ist-Zustand anerkennen und diese Filme für das akzeptieren, was sie sind: Atemberaubende Festspiele für Computereffekte – oder eben: pures Blockbuster-Kino.
Rückblende: Oberbösewicht Thanos schnippt mit dem Finger und von einem auf den anderen Moment ist die Hälfte aller Lebewesen im gesamten Universum verschwunden.
Letzten April verabschiedete sich «Avengers: Infinity War» mit einem der fiesesten Cliffhanger der Kinogeschichte, jetzt liegt es an «Avengers: Endgame», diese Geschichte zufriedenstellend zu Ende zu erzählen.
Grösser geht nicht
Der 22. Film im Filmuniversum von Comicbuchverlag «Marvel» soll aber mehr als einfach nur eine Fortsetzung von «Infinity War» sein. «Endgame» wird von den Machern als Ende einer Ära angekündigt – inklusive definitiven und entscheidenden Veränderungen, welche die Zukunft des ganzen «Marvel»-Universums betreffen werden.
Damit das auch wirklich klappt, haben die beiden Regisseure Joe und Anthony Russo alle Hebel in Bewegung gesetzt – und rühren dementsprechend mit der grösstmöglichen Kelle an.
Schon der Blick aufs offizielle Filmplakat zeigt: Grösser geht eigentlich gar nicht! «Avengers: Endgame» vereint über 30 (!) Hauptfiguren aus verschiedenen Filmreihen wie «Iron Man», «Thor», «Guardians of the Galaxy», «Spider-Man», «Black Panther», «Doctor Strange» und so weiter.
Und es sind nicht nur die Leinwandhelden, die mit klingenden Namen daherkommen. Auch die Schauspieler, welche unter den Spandex-Anzügen stecken, gehören zu den grössten Stars unserer Zeit: Robert Downey Jr., Scarlett Johansson, Benedict Cumberbatch, Chris Hemsworth… die Liste lässt sich ewig lange weiterführen.
Viele Köche verderben den Brei nicht
Aber kann das wirklich funktionieren, wenn sich über 30 Hollywood-Stars die Leinwand teilen müssen?
Nein, kann es nicht.
Und genau darum müssen in «Endgame» haufenweise Figuren auf der Ersatzbank Platz nehmen.
Der Löwenanteil von «Endgame» gehört jenen Figuren, die seit Beginn dieses Universums den Kern des «Avengers»-Superhelden-Teams bilden: Chris Evans' Captain America, Chris Hemsworths Thor, Jeremy Renners Hawkeye, Scarlett Johannsons Black Widow, Mark Ruffalos Hulk und selbstverständlich Robert Downey Jr.'s Iron Man.
Fans von Doctor Strange, Black Panther oder Chris Pratts Star-Lord werden bei «Endgame» hingegen zu kurz kommen und sich bis «Doctor Strange 2», «Black Panther 2» oder «Guardians of the Galaxy, Vol. 3» gedulden müssen (alle drei Filme sind bereits in Planung!), bis sie ihre Lieblinge wieder im Mittelpunkt zu sehen bekommen.
Abschied für immer?
Weil man sich für «Endgame» eine Gesamtlaufzeit von insgesamt 181 (!) Minuten gegönnt hat, bleibt gerade in der ersten Hälfte des Films überraschend viel Raum für die kleinen Momente.
So reihen sich in den ersten 90 Minuten anstatt seelenlose CGI-Schlachten zahlreiche Szenen aneinander, welche die übermenschlichen Superhelden von ihrer (zwischen-)menschlichen Seite zeigen – und sorgen so gleichzeitig dafür, dass die emotionalen Momente der letzten 40 Minuten des Films umso härter einschlagen.
Und auch wenn in der Welt der Comics seit jeher gilt, dass der Tod mit dem richtigen Zauberspruch schnell wieder rückgängig gemacht werden kann, kommen die Verluste, welche das Team im Laufe des Films hinnehmen muss, als enorm glaubwürdig daher. Scheint tatsächlich so, als ob wir einige dieser Figuren in «Endgame» zum letzten Mal auf der Leinwand gesehen haben.
«Avengers: Endgame» ist ein wortwörtlich gigantischer Film, der überraschenderweise nicht unter seiner riesigen Last zerbricht.
Klar: In der finalen Schlacht geht regelmässig die Übersicht verloren, Captain Marvels Figur wirkt den ganzen Film durch wie ein Fremdkörper, und wie immer, wenn Zeitreisen involviert sind, dürfte die Geschichte nach der genauen Prüfung unter dem Mikroskop zahlreiche Löcher aufweisen. Aber warum sich dieses Spektakel versauen, indem man krampfhaft nach kleinen Kratzern im Parkett sucht?
Unter dem Strich ist «Avengers: Endgame» die in etwa bestmögliche Version eines solch eigentlich unmöglich riesigen Unterfangens. Kaum vorzustellen, dass wir in naher Zukunft einen Film mit ähnlich viel (Star-)power zu sehen bekommen werden.
Fazit
4 von 5 Punkten