Steven Ukoh (26) lebt das, wovon viele Jugendliche träumen: Er spielt in der Challenge League Fussball und absolviert Einsätze für die A-Nationalmannschaft von Nigeria. Dann kommt das Pech: Sein Verein, der FC Biel, geht konkurs und bei einem Training mit der Nationalmannschaft verletzt sich Steven schwer. Heute ist er nach einer komplizierten Operation wieder im Aufbautraining, der Weg zurück an die Spitze kann noch ein langer werden. Doch aufgeben ist für ihn kein Thema.
So einfach kann es passieren: Du verletzt dich und ciao. Die Karriere als Profifussballer ist futsch. Bei vielen ist dieses Karriereaus noch früher erreicht: Sie schaffen den Sprung zum Profi doch nicht und müssen sich neu orientieren. Und gerade deshalb ist es wichtig, nicht nur auf die Karte Profisport zu setzen.
Das Vorbild: Steven Ukoh
Steven war das schon immer bewusst. Neben seiner Juniorenausbildung konzentrierte er sich auch aufs Gymnasium und studiert heute Jus. «Nur die Allerwenigsten können vom Fussball leben. Deshalb ist es wichtig, auf eine solide Ausbildung zurückzugreifen können», sagt er. Allgemein sei es für ihn wichtig, auch seinen Kopf zu beanspruchen. Gerade im Gymnasium war das nicht immer mega easy: «Es ist möglich, aber es braucht eine sehr gute Planung. Ich zum Beispiel musste ein reguläres Schuljahr in zwei Jahren absolvieren, sonst wäre es nicht möglich gewesen.»
Heute, im Studium, kann er sich seine Zeit selbst einteilen. «Ich sehe es als Privileg, dass ich studieren kann. Ich möchte das Maximum aus meiner Zeit herausholen», so Steven. Er möchte diesen Winter seinen Bachelor abschliessen, danach den Master anhängen, sich auf Sportrecht fokussieren und die Anwaltsprüfung machen. «Mit meinem Background habe ich – so denke ich – gute Chancen im Bereich Sportrecht.» Trotzdem möchte er den Fussball noch nicht an den Nagel hängen: «Mein Ziel ist es, wieder zu spielen.»
Wenn man gut plant hat man Zeit für Familie und Freunde. Aber man muss Prioritäten setzen.
So durchstrukturiert Stevens Tag auch klingen mag, für seine Liebsten hält sich der Student jedenfalls immer einen Termin frei: «Wenn man gut plant, hat man auch Zeit für die Familie und seine Freunde. Aber logisch muss man Prioritäten setzen. Gerade als Teenager drängen sich solche Fragen auf.»
Fussball, Ausgang und Schule?
Die Pubertät ist eine heikle Phase, in der sich die Spreu vom Weizen trennt. Es kommen Ablenkungen, die ein gewisses Mass an Disziplin fordern.
Nur ein Bruchteil jener, die in den Juniorenabteilungen der grossen Clubs lernen, schaffen den Sprung zum Profi. Es braucht eiserne Disziplin und das nötige Talent, um am Tag «X» bereit zu sein.
«90 Prozent sind harte Arbeit und 10 Prozent sind Talent.» Gerade im Teenager-Alter falle es vielen schwer, diszipliniert zu bleiben. «Die Pubertät ist eine heikle Phase, in der sich die Spreu vom Weizen trennt. Es kommen Ablenkungen, die ein gewisses Mass an Disziplin fordern», sagt Steven. Trotzdem dürfe man sich ab und an etwas gönnen.
Solange man in der Pubertät eben nicht vergesse, sich neben dem Fussball und dem Ausgangsleben noch auf eine sinnvolle Ausbildung zu konzentrieren. Die Chance, etwas «Vernünftiges» zu machen, packen hierzulande aber eigentlich alle: «Ich kenne ehrlich gesagt keinen Schweizer Profi ohne Ausbildung!»
Nebst diversen Sportschulen gibt es nämlich auch Lehrstellen, die es Jugendlichen ermöglichen, Ausbildung und Profisport unter einen Hut zu bringen. Mit Sonderbehandlung? «Ich kann nur von mir sprechen. Ich musste dieselben Prüfungen absolvieren wie meine Mitschüler. Aber ja, man nahm Rücksicht auf meine Trainingseinheiten und der Stundenplan wurde angepasst. Im Studium gibt es aber keine Sonderbehandlung.»
So überraschen die Schlussworte, die Steven einem 16-Jährigen, der von einer Karriere als Fussballprofi träumt, eigentlich wenig: «Hab Freude am Fussballspielen, aber vernachlässige deine schulische Karriere nicht. Das sehen auch die Trainer so: Mit guten Noten erkämpfst du dir zwar keinen Stammplatz, aber es ist ihnen äusserst wichtig, dass man seinen schulischen Verpflichtungen nachkommt!»