Geboren im Nordwesten von Kroatien, aufgewachsen in Stein am Rhein. Erwachsen geworden ist Sebastian Babic dann in Schaffhausen. Der Plan war das jedoch nicht von Anfang an. Sein Vater Tomislav wollte eigentlich für ein Jahr in der Schweiz Geld verdienen. Doch er blieb und seine Frau und der damals 1-jährige Sebastian folgten ihm.
In unserem Wohnzimmer hing eine Karte von Jugoslawien, auf der mit Stecknadeln und Faden die aktuellen Fronten eingezeichnet waren.
Als rund fünf Jahre später der Kroatienkrieg beginnt, flüchten auch Babics Grosselteren, Onkel und Tante in die Schweiz. «In unserem Wohnzimmer hing eine Karte von Jugoslawien, auf der sie mit Stecknadeln und Faden einzeichneten, wo die Fronten durchgingen», erinnert sich Sebastian.
Die Schweiz, der Vielvölkerstaat mit vielen Vorurteilen
Heute ist der 35-Jährige Geschäftsführer des Lokalsenders SHf. Etwas, wofür er auch seinen Eltern dankt. «Es gibt Millionen andere Menschen mit derselben Geschichte, die zwischen Fliessbändern verschwinden und man gar nicht weiss, dass sie so fleissig sind.» Seine Eltern hingegen seien als Gastronomen sichtbar für die Gesellschaft gewesen. «Sie haben für mich den Weg komplett frei gemacht.» Und heute sähe man überall -ics und -ovskis, auch in wichtigen Positionen. «Wir sind ein Teil dieser Gesellschaft!»
Ein Kunde sagte zu mir: ‹Mit ‹Jugos› arbeite ich nicht zusammen.› Das hat wehgetan.
Doch: Bis heute sind die Vorurteile gegen Menschen aus Osteuropa und dem Balkan nicht verschwunden. Ein Kunde meint beispielsweise zwischen Tür und Angel zu Sebastian: «Mit ‹Jugos› arbeite ich nicht zusammen, mit dir aber schon. Aber ich hatte eben schon schlechte Erfahrungen.» «Das hat richtig wehgetan. Dass diese Vorurteile gegenüber Menschen immer noch herrschen, nervt», erzählt Sebastian.
Vielen ist gar nicht bewusst, dass die Schweiz ein Vielvölkerstaat ist.
Bis heute sei ‹Jugo› nicht sein Lieblingsbegriff, wie er es gelinde ausdrückt. Schliesslich sei die Schweiz doch ein Land vieler Völker. «Es kamen Franzosen, Italiener und Deutsche und schlossen sich der Konföderation an. Vielen ist gar nicht bewusst, dass die Schweiz ein Vielvölkerstaat ist.» Für Babic ist es wohl gerade deshalb auch nicht so wichtig, ob er jetzt Kroate oder Schweizer ist. «Ich bin Schaffhauser, Essecker, Steiner», schmunzelt er.