Mittlerweile lebt er in den USA und spielt als Verteidiger bei den Washington Capitals, aufgewachsen ist Eishockeyspieler Jonas Siegenthaler jedoch im Kanton Zürich. «Es ist nicht das luxuriöseste Viertel, aber mir hat's gefallen», erinnert sich der 23-Jährige, als wir sein altes Zuhause besuchen. In seiner Klasse habe es viele Ausländer gegeben, aber es hätten es alle gut miteinander gehabt. «Das ist die Philosophie, nach der die heutige Jugend aufwachsen sollte: Jeder Mensch ist gleich.»
Anfeindungen wegen Skills und Körper statt viel Rassismus
Ich war ein bisschen pummelig und gleichzeitig immer einer der Besseren in meiner Jugend. Das brachte mir eher Hate ein.
Als Sohn einer thailändischen Mutter und eines Schweizer Vaters kennt Jonas Anfeindungen gegenüber seiner Kultur zwar vereinzelt – wie zum Beispiel bei einem Spiel gegen Bern, bei dem er «Jäpser» genannt wird. «Ich musste zuerst überlegen, was das eigentlich heisst», lacht er. Bei ihm sind es sonst aber eher andere Dinge, die ihm Negativität entgegenbringen: «Ich war ein bisschen pummelig und gleichzeitig immer einer der Besseren in meiner Jugend. Das brachte mir eher Hate ein.» Dies habe ihm aber eher das Gefühl gegeben, weiterzumachen, als dass es ihn heruntergezogen habe, erinnert sich der Eishockeyspieler.
In Washington haben meine Eltern gesehen wie alles abläuft und ich habe ihnen angesehen, wie stolz sie sind. Es ist schön, das zu sehen!
Immer ganz einfach ist es für ihn aber nicht: Seine Eltern arbeiten den ganzen Tag, somit sind seine Schwester und er schon früh auf sich alleine gestellt, müssen sich selbstständig für die Schule fertig machen und ihr Mittagessen selber zubereiten. «Was meine Eltern alles geleistet haben, ist nicht normal», sagt Jonas bewundernd. Jetzt, wo er in den USA in einer erfolgreichen Eishockey-Karriere steckt, will er seinen Eltern auch etwas zurückgeben: «Letztes Jahr kamen sie nach Washington, haben gesehen wie alles abläuft und ich habe ihnen angesehen, wie stolz sie sind», erzählt er und fügt an: «Es ist schön, das zu sehen!» Denn alles auf die Karte Hockey zu setzen ist eine riskante Entscheidung.
Thailand als Teil von Jonas
Stolz ist auch Jonas Siegenthaler selbst, nämlich auf seine thailändischen Wurzeln: «Ich habe nie gross versteckt, dass ich halb Thai bin.» Die Sprache sollte er aber besser können, bemerkt er. «Mein Vater sollte eigentlich auch perfekt Thai sprechen, kann aber kein Wort.»
Wenn du in Thailand bist, haben alle ein Lächeln auf dem Gesicht. Das wurde zu meiner Mentalität.
Etwas hat der 23-Jährige von den Thailändern aber doch für sich adaptiert: «Wenn du in Thailand bist, haben alle ein Lächeln auf dem Gesicht. Das wurde zu meiner Mentalität.» Schliesslich sehe er den Grund nicht, jeden Morgen mit einem Stein im Gesicht aufzustehen. «Wenn du hässig bist, kostet das Kraft. Diese Kraft in das zu investieren ist mir einfach zu blöd.»