Nachdem Brian Havaries Mutter aufgrund des Vietnamkriegs in die Schweiz flüchtet, ist es nicht ganz einfach für sie. Besser wird es für ihre Familie erst, als sie Brians Schweizer Grosseltern kennenlernt, die sie aufnehmen und später auch immer wieder auf Brian und seine Schwester aufpassen. «Dadurch hatten wir immer die Mischung von traditionell Vietnamesischem und gleichzeitig auch das ‹Bünzligetue›», schmunzelt der Influencer und fügt an: «Diese Seite habe ich auch an mir!»
Unterdrückung der Herkunft
So denkt Brian aber nicht immer: «Über Jahre habe ich versucht, meine Wurzeln abzulegen und mich als Schweizer zu sehen», gibt er zu. Und: «Was ich immer gehasst habe, als ich klein war: asiatisches Essen», erinnert er sich. Seine Mutter habe ihm damals immer separat etwas Europäisches kochen müssen.
Ein Opfer zu sein ist gar nicht so schlecht. Ich konnte aus meinen Schwächen meine Stärken gewinnen.
Das hat vielleicht auch mit der Ausgrenzung in der Schule zu tun: «In meiner Schule waren die Leute sehr festgefahren, wie die Welt aussehen soll.» Auch dass Brian öfters mit Mädchen abhängt, macht ihn zur Zielscheibe seiner Mitschüler und wird in eine Schublade gesteckt. «Heute finde ich: Ein Opfer zu sein ist gar nicht so schlecht. Ich konnte aus meinen Schwächen meine Stärken gewinnen», sagt er und will anderen, die gemobbt werden, Mut machen: «Auch wenn es sich lange anfühlt – es ist nur temporär. Das Leben geht weiter.»
Wenn ein Virus Rassismus verstärkt
Nicht temporär hingegen: Rassismus, mit dem der Beauty-, Fashion- und Lifestyle-Influencer immer wieder konfrontiert wird. «Die Allgemeinheit identifiziert Asiaten als Chinesen. Du hast Schlitzaugen? Du kommst aus China oder kannst Chinesisch», erklärt Brian.
Die Allgemeinheit identifiziert Asiaten als Chinesen. Du hast Schlitzaugen? Du kommst aus China oder kannst Chinesisch.
Während der Corona-Pandemie habe er noch mehr gespürt, dass dieser unterdrückte Rassismus präsent sei. Das äussere sich zum Beispiel darin, dass Leute einen Bogen um ihn machen: «Ich sass in einem Viererabteil im Zug. Ein Typ hat mich dauernd angeschaut.» Plötzlich habe er dann seine Hand zusätzlich über die Schutzmaske gehalten, habe seinen Koffer gepackt und sei von ihm weggerannt. «Er hatte richtig Panik vor mir.» Gerade deshalb ist es Brian auch wichtig, Diskriminierung und Rassismus auf seinen Social-Media-Kanälen zu thematisieren.
So viel wie bei ‹Helvetia› hat noch nie jemand von mir erfahren!
Mit diesen finanziert sich der 20-Jährige nämlich seit drei Jahren seinen Lebensunterhalt. «Ich geniesse die Zeit. Es ist ein sehr privilegiertes Leben, das ich führen darf.» Trotzdem versucht er, nachhaltig zu leben. Beispielsweise macht er momentan eine Lehre, denn: «Ich sehe mich in zehn Jahren nicht mehr vor der Kamera», erklärt er. Deshalb entscheide er auch bewusst, was er in seinen Videos von sich preisgebe. Abschliessend fügt Brian an: «So viel wie bei ‹Helvetia› hat noch nie jemand von mir erfahren!»