You can get it if you really want.' Ich 'wante' vermutlich nicht 'really' genug. Auf der anderen Seite 'wante' ich zumindestens genug, um ordentlich unzufrieden zu sein, es nicht zu 'getten'.
Dieses Zitat stammt aus dem Buch «Mängelexemplar», in dem es um die verzweifelte Karo geht. Karo ist Ende 20 und steckt in einer Lebenskrise, bedingt durch ihr rasant wandelndes persönliches und berufliches Umfeld. So wie Karo geht es vielen jungen Menschen in der Schweiz und der westlichen Welt an sich.
Eine von vier Personen brechen Studium ab
Die Quarterlife Crisis ist kein neuer Begriff. Er wurde 1997 in den USA lanciert und bezeichnet die Krise im ersten Viertel des Lebens (was mathematisch nicht ganz korrekt ist, ausser wir werden 110 Jahre alt – man weiss ja nie). Diese Krise widerspiegelt sich in diversen Lebenssituationen. Sie ist aber immer mit Unzufriedenheit verbunden. Besonders deutlich wird das in den Zahlen der Studienabbrüche respektive der Studienfachwechsel in der Schweiz: Jede vierte studierende Person brach im Jahr 2017 das Studium ab. 56 Prozent von diesen Abbrüchen werden begründet mit: «Zweifel am Sinn des Studiums».
Solche Zweifel hatte auch Lisa*. Sie studierte fünf Jahre lang Biologie und schloss ihren Master dann mit einem Praktikum ab. Bei diesem Praktikum in einem Kantonsspital erbrachte Lisa eine derart gute Leistung, sodass sie 2015 fest angestellt wurde. Und das, obwohl Lisa bereits im Bachelor merkte, dass dies nicht der richtige Weg ist.
Lisa steckt nun mitten in einer Quarterlife Crisis: Sie kündigte ihren Job letzten Sommer und arbeitet nun in einem Zürcher Startup in der Kundenberatung. Der Biologie hat sie vorerst den Rücken gekehrt und sie steht momentan vor einem grossen Fragezeichen.
So wie Lisa geht es vielen jungen Menschen
Die Welt ist komplexer geworden. Auch die sozialen Medien haben einen grossen Einfluss darauf, ein immer grösseres Möglichkeitsspektrum in der Berufswahl aufzuzeigen.
Cornelia Beck von der Psychologischen Beratungsstelle der Universität Zürich sagt, dass 20 Prozent der jungen Menschen zwischen zwanzig und dreissig in einer Quarterlife Crisis stecken. Diese Krise ist ein Skalenwert und meist temporär. Schwierig wird es dann, wenn diese Krise anhält und in eine Depression oder dergleichen mündet.
Bei jungen Menschen können solche einschneidenden Krisen schwerwiegende psychologische Folgen haben, wie Essstörungen oder Angstzustände. In solchen schweren Fällen wird dann auch eine psychotherapeutische Behandlung empfohlen.
Oft wird bei jungen Menschen, die in Krisen stecken, auch ein Paradigmenwechsel sichtbar. Alte Werte treffen auf neue Werte und deshalb ist es nicht selten so, dass junge Menschen (Millenials, Generation Y) als verweichlicht dargestellt werden. Heutzutage ist viel schneller etwas einmal ein Problem, so scheint es. Auch Lisa spürt den vorwurfsvollen Druck der Gesellschaft manchmal.
Ich habe schon manchmal das Gefühl, die Gesellschaft impliziert, dass ich ihr etwas schulde. Ich überlege mir oft, was ich mit meinem Master-Abschluss der Gesellschaft zurückgeben könnte. Das bereitet mir oft Kopfzerbrechen.
So einfach ist das nun einmal nicht. Wichtig ist es aber, wenn man selbst (oder jemand des eigenen Umfelds) in so einer Krise steckt, nicht in Passivität zu verfallen. Denn die Quarterlife Crisis ist wie jede Krise, nur aktiv und manchmal auch nur durch Hilfe zu bewältigen.
*Name von der Redaktion geändert