Bedauerst du es, dass ihr als Übersetzer im Hintergrund bleibt, zum Teil auch nicht namentlich erwähnt werdet?
Alessandra Ruggieri De Micheli: Manchmal schon, weil es ist eine Kunst in sich ist. Denn die Poesie, die Ironie und die Musik des Textes muss von den Übersetzern gestaltet werden.
Es ist ja immer auch Interpretationssache. Würden du und ich das gleiche Buch übersetzen, hätten wir zwei verschiedene Übersetzungen…
Alessandra Ruggieri De Micheli: Man muss dem Text treu bleiben. Gleichzeitig will man die Poesie eines Textes nicht verlieren. Das kann man auf unterschiedliche Weise machen.
Am Ende ist Übersetzen ja mehr, als bei Google Translate und Co. nachzuschauen…
Alessandra Ruggieri De Micheli: Es ist wichtig, eine Brücke zwischen Sprache und Kultur zu schlagen. Es ist eine grosse Kunst, nicht wörtlich zu übersetzen, sondern Emotionen zu erzeugen und Assoziationen zu treffen. Man indentifiziert sich in einer Sprache wie in einer Kultur.
Einige Dinge lassen sich ja nur schwierig übersetzen. Redewendungen zum Beispiel. Du sagst, dafür gäbe es Hilfsmittel?
Alessandra Ruggieri De Micheli: Es gibt Lexika. Da kann ich etwa „Auge“ nachschlagen und kriege Beispiele für Redewendungen, in denen „Auge“ vorkommt. Es kann aber auch sein, dass die gleiche Redewendung in einer anderen Sprache eine andere Bedeutung hat.