Wenn das Profilbild nicht der Realität entspricht
Stella* ist Romantikerin. Jedoch ist ihr im «richtigen Leben» noch niemand begegnet, mit der sie sich eine Partnerschaft vorstellen hätte können. So landete Stella auf Tinder und begann auch bald schon, Männer zu treffen. Einer dieser Männer ist Paul. Im Chatfenster ist er alles, was sich Stella wünscht. Sie schreiben jeden Tag von morgens bis abends und es fühlt sich fast schon so an, als ob sie sich eine Ewigkeit kennen.
Nach drei Wochen treffen sie sich. Die Ernüchterung stellt sich schon ein, als Stella Paul an der Tramhaltestelle sieht. Er ist klein und hat ungewaschene Haare, kurz: Die Biologie stimmt auf Anhieb nicht. Stella fühlt sich, als ob sie drei Wochen ihre Zeit verschwendet hat. Nach einer halben Stunde flüchtet sie vom Date.
Die Hoffnung nicht aufgegebend, trifft sich Stella später mit Fredrik, der ist auch «live» ihr Typ. Viele, viele Drinks in einer dunklen Bar später kommt es dann dazu, wofür Tinder berüchtigt ist: zum One-Night-Stand.
So weit so gut. Wenn Fredrik nicht um 6 Uhr morgens aufgestanden wäre mit dem Satz «Ich kann nicht bleiben, ich denke gerade an eine andere von Tinder». Die Moral von der Geschicht'? Vor Überraschungen zurück schreckt Tinder nicht.
Wenn auch die Ex zum Date erscheint
Eines gelangweilten Freitagabends schreibt Tinder-Match Michael: «Maria, willst du nicht zu uns in die Bar kommen?» Maria ist spontan und geht hin. Michael und Maria tauschten sich oft aus über politische Zeitungsartikel und klassische Musik. Zwei Dinge, die Maria sehr schätzt, deshalb ist sie auch aufgeregt. In der Bar angekommen, ist Michael aber nicht alleine.
Mit dabei sind seine Ex (Schock!!!) und einige Freunde. Seine Ex ist wütend auf ihn, da er ihr nicht genug Beachtung schenkt (und weil sie betrunken ist). Zudem schaut sie die überrumpelte Maria die ganze Zeit an und sagte dann zu Michael: «Wer ist jetzt das denn aus dem Nichts?» Michael sagt: «Mein Date.» Und als ob es nicht schon bergab gegangen wäre, ist nun alles verloren.
Ein Streit zwischen Michael und seiner Ex eskaliert und dauert eine ganze Stunde, in der Maria (und auch Michaels Freunde) nur dort sitzen. Michael nutzt manchmal eine kurze Phase der Klarheit und fragt Maria: «Willst du denn was trinken?» Maria packt die Gelegenheit beim Schopf, denn sie fühlt sich ein kleines bisschen verarscht. «Moscow Mule gerne!» Darauf folgt irgendetwas mit Campari, dann ein Jägermeister-Shot und dann noch irgendetwas mit Campari. Maria trinkt Drinks im Wert von 60 Franken. Maria und Michael schrieben nach diesem Abend nie wieder.
Im Bluewin-Chat gamen und sich dann verlieben
Eine Freundin meiner Mutter – nennen wir sie Lisa* – lässt sich im Jahr 2000 von ihrem Ehemann scheiden. Danach surft Lisa viel im Internet, unter anderem im damals sehr beliebten Bluewin-Chat. In diesem mittlerweile als Oldschool geltenden Onlinechat gibt es mehrere Chats, die verschiedene Namen tragen. Und es gab Games.
Man konnte sich in diesem Chat «hochspielen» und dann von anderen Mitstreitern Ruhm und Ehre holen. Lisa liebt es zu spielen und ist auch schon bald die Beste im ganzen Chatraum. Das ist der Moment, in welchem Fritz auf sie aufmerksam wird.
Fritz und Lisa schreiben jetzt jeden Abend, bis spät in die Nacht rattern die Tastaturen. Das einzige Problem an der brennenden Romanze: Fritz ist immer noch verheiratet, lässt sich aber nach dem ersten realen Treffen bald scheiden. Fritz und Lisa sind heute seit 13 Jahren ein Paar.
* Alle Namen sind in diesem Artikel geändert – Alle Geschichten sind real