Legasthenie ist unsichtbar. Man merkt den Betroffenen in der Schule, an der Uni, im Job nichts an. Aber mit dem Lesen und Schreiben hapert es massiv.
Juristisch gilt Legasthenie als Behinderung, sagt Monika Lichtsteiner vom Verband Dyslexie. Fünf Prozent der Bevölkerung im deutschsprachigen Raum hätten laut einer Schätzung Legasthenie.
Bei der Legasthenie kann Vererbung eine Rolle spielen. Das Bild des Buchstabens muss mit dem Ton des Buchstabens verknüpft werden. Das funktioniert bei Legasthenikern zum Teil langsamer als bei anderen.
1. Tricks, um das Problem zu verstecken
Wenn möglich alles klein schreiben. Telefonieren statt mailen. Texte auswendig lernen. Mundart statt Hochdeutsch schreiben. Wichtige Briefe und Texte gegenlesen lassen. Aber mit Tricks allein kommt man im Leben nicht sehr weit… Darum ist Punkt 4 besonders wichtig.
2. Mühe im Unterricht
In der Schule haben Betroffene Mühe, Prüfungsfragen zu verstehen oder saubere Antworten zu schreiben.
3. Das Problem beginnt schon beim Lernen
Der Aufwand, Texte zu lesen und zu verstehen, ist viel grösser als bei ihren Mitschülern.
4. Der Nachteilsausgleich
Legasthenie gilt juristisch als Behinderung. Der Nachteilsausgleich soll es Betroffenen ermöglichen, dass in der Schule oder an der Uni ihr Nachteil ausgeglichen wird.
5. Chancen auf gute Noten, trotz Legasthenie
Je nachdem, was verlangt wird, bekommen Betroffene durch den Nachteilsausgleich mehr Zeit um Texte zu lesen, Prüfungen zu schreiben, Prüfungen mündlich abzulegen oder Hilfsmittel wie Vorlese-Apps zu benützen.
6. Auch Mathe kann fies sein
Auch in einer Matheprüfung, in der es um Zahlen statt um Buchstaben geht, kann mehr Zeit sinnvoll sein. Bei Sätzlirechnungen etwa muss der Satz ganz genau verstanden werden, damit die richtige Antwort berechnet werden kann.
7. Die theoretische Fahrprüfung kann ebenfalls ein Sauhund sein
Bei der theoretischen Fahrprüfung kann die Multiple Choice-Prüfung zum Stolperstein werden: Legastheniker bestehen die Prüfung nicht - nicht, weil sie die Antwort nicht kennen, sondern die feinen Unterschiede nicht erkennen. Darum ist diese Prüfung für Betroffene mündlich machbar.
8. Hol dir den Legasthenie-Stempel!
Wer von einem Nachteilsausgleich profitieren will, muss die Legasthenie von einer Fachperson bestätigen lassen. Idealerweise steht da nicht nur drin, dass eine Legasthenie diagnostiziert worden ist, sondern wie sich die Probleme genau zeigen, damit in der Schule oder an der Uni am richtigen Ort angesetzt werden kann.
9. Logo! Logo! Logopädie!
Therapiemöglichkeiten sind so verschieden wie die vielen Gesichter der Legasthenie. Logopäden und Psychologen stellen einen massgeschneiderten Schlachtplan zusammen, um die Legasthenie in den Griff zu kriegen.
10. Mehr Chancen in der Schule?
An den Gymnasien gibt es heute mehr Schülerinnen und Schüler mit der Diagnose Legasthenie. Früher gingen Betroffene an freie Gymis. Dank des Nachteilsaugleichs haben sie auch an normalen Gymis Chancen.
11. Hier punkten Leute mit Legasthenie im Job
In sozialen, kreativen oder technischen Berufen gibt es im Schnitt mehr Leute mit Legasthenie, als in anderen Bereichen.
12. Sie sind die besseren Chefs
Auch bei Unternehmern finden sich im Schnitt mehr Legastheniker. Man geht davon aus, dass sie indirekt von der Legasthenie profitieren: Sie können sich Schwächen eingestehen und müssen nicht immer alles selber machen, um sich was zu beweisen. Kurz: Sie delegieren auch wichtige Aufgaben an solche, die für die Sache am geeignetsten sind.