Zum ersten Mal in meinem Leben (ehrlich!) habe ich mir die Dating-App «Tinder» heruntergeladen. Schon öfters durfte ich zwar für Kolleginnen und Kollegen nach links oder rechts «swipen», aber bei diesen kurzen Einblicken ist es geblieben. Bis jetzt. Es gibt immer ein erstes Mal. Am Openair Frauenfeld installiere ich mir die App, mit dem Ziel herauszufinden, wie gut das Daten via «Tinder» an einem Festival funktioniert.
Das ganze Spiel läuft recht schnell recht gut an. Innerhalb kurzer Zeit habe ich schon einige «Matches» und man beginnt mit dem Abtasten: «Hey, wie gohts?» oder «Bisch au am OAFF?». Ab und an folgt ein frecher Spruch.
6 Dates nach zwei Stunden
Ich bin nicht auf «Tinder», um Däumchen zu drehen: Ich will Nägel mit Köpfen machen und herausfinden, ob es wirklich zu einem Date kommen kann. Kann es. Ich bin nicht die Einzige, die will. Nach abgearbeiteten Standardfragen wird es konkret. Ich vereinbare mit meinen «Matches» einen Treffpunkt und eine Uhrzeit. Meine Ausbeute ist ganz okay: Sechs Dates nach gut zwei Stunden. Soweit so gut.
Generation unverbindlich
Pünktlich und am vereinbarten Treffpunkt warte ich auf meine Dates. Die erste halbe Stunde verstreicht und ich bin immer noch alleine. Ich erhalte eine Nachricht: «Bin noch auf dem Zeltplatz. Komme später.» Ich halte die Stellung. Aus dem Später wird mindestens eine Stunde später. Gut habe ich noch andere Dates in Aussicht, denke ich zuerst. Aber falsch! Die Auserwählten glänzen mit Abwesenheit. Im echten Leben und online.
Unverhofft kommt oft
Ich habe schon fast aufgegeben... Dann klappt es doch noch: Pünktlich und am vereinbarten Ort, treffe ich einige meiner vereinbarten «Tinder-Dates». Alle sympathisch, alle unaufdringlich. Mit ihnen kann man bestimmt gut einen Abend verbringen. Aber das ist ja nicht mein Ziel. Ich will lediglich herausfinden, ob «Tinder» an einem Festival wirklich funktioniert.
Ich bin eine Herzensbrecherin
Nach einem kurzen Wortwechsel löse ich deshalb auf, warum ich ein Date will. Nimrod aus Israel breche ich damit das Herz. Er ist das erste Mal in der Schweiz und ist extra für das Openair Frauenfeld angereist. Er hat, wie ich, zum ersten Mal getindert und fand das an einem Festival eine gute Idee: «Über Tinder kann man schnell neue Leute kennenlernen.» Ich hoffe, er war später erfolgreicher und sein Herz ist wieder ganz.
Was mich am meisten überrascht hat bei meiner kurzen «Tinder-Exkursion»: Ich habe kein einziges Dickpic bekommen und die Nachrichten waren gar nicht so versaut, wie man das immer hört.
Fazit
«Tinder» klingt zwar nach Spass, ist aber in Tat und Wahrheit richtig viel Arbeit. Zumindest wenn man es an einem Festival versucht. Warum? Die meiste Zeit verbrachte ich am Handy. Ich klickte mich durch Hunderte von Fotos, in der Hoffnung, jemanden zu finden, der mir gefällt. Umgekehrt muss es natürlich auch passen, sonst gibt es keinen «Match». Dann kommt der mühsame Teil: Treffpunkt und Uhrzeit abmachen ist das eine, das andere dann auch wirklich zu erscheinen.
Es gibt also viel zu tun. Mein Tipp nach zwei Tagen Selbstversuch: Sprich besser gleich die Person neben dir an, wenn sie dir gefällt. Dann fällt der ganze Stress drumherum weg und du kannst die Konzerte geniessen, anstatt auf dein Handy zu schauen.