«Am Abend vorher war ich sogar noch im Fitness»
Eines Tages im Jahr 2011 wollte David aufstehen. So wie jeden Tag halt. Doch an diesem Tag funktionierte das Selbstverständliche nicht mehr: David spürte seine Beine nicht mehr. Nach mehreren Versuchen aufzustehen, wurde David immer verzweifelter.
Ich stach mir sogar mit einem spitzen Gegenstand ins Bein. Doch auch dann spürte ich nichts.
Zusammen mit seiner Mutter ging David sofort zum Hausarzt. Dieser schickte ihn weiter ins Spital. Seine Krankheit schien wie aus dem Nichts zu kommen. David glaubt heute, dass der Grund dafür in seiner Kindheit liegt.
Wenn die glückliche Kindheit auf einmal zerbricht
Davids Kindheit war unbeschwert. Er wuchs wohlbehütet auf einem Bauernhof auf. Eines Tages passierte jedoch etwas, das alles veränderte. Vier Wochen nach ihrem sechzehnten Geburtstag starb Davids Schwester.
Der Unfall von Davids Schwester
Davids Schwester war in der Region Winterthur auf dem Heimweg von einem Firmenausflug und wurde am Bahnhof von einem Zug tödlich erfasst.
Am nächsten Tag kamen mein Vater und mein Onkel an mein Bett. Sie weinten und ich wusste, dass etwas Schlimmes passiert war.
Nach dem Tod der Schwester war alles anders
David verlor den positiven Glauben ans Leben und auch – da er religiös aufwuchs – an Gott. Regelmässig besuchte David das Grab seiner Schwester, sang all die Lieder, die sie zusammen gesungen hatten. Das gab ihm Kraft. Auch glaubte er für eine Zeit verzweifelt daran, dass dies alles nicht real ist und seine Schwester wieder zurückkommen wird.
Vielleicht ist meine Schwester ja einfach auf einer langen Reise. Und kommt irgendwann wieder heim. An diesem Gedanken habe ich mich festgehalten.
Mobbing in der Schule
In der Zeit als seine Schwester starb, wurde David deswegen auch gemobbt. Einige Leute schrieben den Namen seiner Schwester auf einen Fussball und rollten ihn vor David durch und sagten: «Gäll, der Kopf deiner Schwester rollte auch so.» Kein Wunder, dass solche Aussagen mitten in Davids Herz trafen.
Zehn Jahre später konfrontierte er diese Menschen mit dem Mobbing-Vorfall. Die Reaktionen waren verblüffend: Die meisten konnten sich nicht mehr an den Vorfall erinnern oder sagten, sie haben es damals nie so gemeint. Heute hat David ihnen verziehen.
Vom versuchten Selbstmord zum Blick nach vorn
Damals war David hoffnungslos und niedergeschlagen, wollte sich sogar das Leben nehmen. Er wollte so sterben, wie seine Schwester starb: unter dem Zug. Doch gerade als er sich aufs Gleis stürzen wollte, fühlte er eine unsichtbare Hand auf seiner Schulter, die ihn zurückhielt. Durch dieses Erlebnis fand David seinen Glauben wieder und fasste neuen Mut.
Wenn Morphium nicht die Lösung ist
Ein grosser Rückschlag für David war der Morgen, als er seine Beine nicht mehr spürte. Das Taubheitsgefühl fand seinen Ursprung in Davids Rücken. Er unterzog sich zwei Rückenoperationen und nahm lange Zeit etliche Medikamente. Darunter auch Morphium.
Davon wurde sein Körper so abhängig, dass er sich entschloss, all seine Medikamente abzusetzen. Ganze drei Monate lang dauerte sein eigens verschriebener Morphiumentzug.
Auch heute hat David noch immer starke Schmerzen, die er aber einer medikamentösen Abhängigkeit «bevorzugt». Er glaubt fest daran, dass in Zukunft seine vollständige Beweglichkeit zurückkommt und er seine grosse Leidenschaft wieder praktizieren kann:
Ich werde irgendwann einmal wieder auf dem Snowboard stehen.