«Manchmal kann man nicht die Situation ändern, in der man sich befindet, aber die Art, wie man mit ihr umgeht!»
Dieser Satz steht bezeichnend als Titel auf Rosies (27) Blog, in welchem sie ihre Erfahrungen mit der Chemotherapie festhält. Detailliert und offen spricht sie in diesem virtuellen Tagebuch über die Zeit nach der Diagnose im August 2015. Damals riss die Botschaft «akute lymphatische Leukämie» Rosie direkt aus dem Leben. Eigentlich war ihr Plan ein Festival zu besuchen. Da sie aber seit einigen Wochen ziemlich müde war, liess sie sich vor dem Festival von einem Arzt checken. Dieser stellte dann die Krankheit fest. Seither hat Rosie die meiste Zeit in Spitälern und zuhause verbracht
Die Chemotherapie führte zur Blutvergiftung
Nach 11 Tagen Chemotherapie war Rosies Immunsystem sehr geschwächt. Eine kleine Verletzung am Finger führte zu einer Blutvergiftung. Rosie musste sofort auf die Intensivstation. Eine Woche lang war sie dort und es sah sehr kritisch aus. Rosie sagte sogar an einem Punkt:
Nehmt mir alles raus, ich will nicht mehr. Ich habe keine Lust mehr!
An diese Aussage kann sie sich selbst nicht mehr erinnern. Sie erfuhr alles durch ihren Freund, der ihr beistand. Rosie kämpfte weiter.
Raus aus dem Spital
Die zweite Chemotherapie-Phase fand nicht mehr im Spital, sondern ambulant statt. Doch bei einer Blutentnahme im Spital holte sie sich erneut eine Infektion: «Diese Infektion war jedoch nicht so schlimm, brachte mich aber an einen psychischen Tiefpunkt.» Rosie wollte einfach nicht mehr im Spital sein, sie wollte in ihren eigenen vier Wänden sein, in ihrem Bett schlafen. «Bei der dritten Chemotherapie habe ich es dann geschafft, auch diese ambulant zu machen. Zum Glück.»
Zurück ins Leben
Rosie hatte Glück im Unglück. Die Therapie hat angeschlagen, die Leukämie wurde vorerst besiegt. Obwohl sie noch 2 Jahre eine Tablettenchemotherapie machen muss, sieht Rosie das Positive. Sie steht nun fester im Leben als vorher: «Ich bin nicht mehr so flatterhaft, wie viele Menschen zwischen 20 und 30. Ich weiss genau, was ich will.»
Das Ziel: Auffahrtslauf - 10km erfolgreich gelaufen
Im Spital schon hatte sich Rosie ein grosses Ziel gesetzt: Sie wollte am Auffahrtslauf mitlaufen. Das schaffte sie. Auf ihrem Blog «rosieagainstleukemia» schreibt sie stolz:
Ich habe es tatsächlich geschafft! Mein Körper macht wieder was ich will! Und das macht unheimlich Spass.
Wie geht es Rosie heute?
Rosie nimmt weiterhin jeden Tag ihre Leukämie-Tabletten und verträgt diese erstaunlich gut, wie sie erzählt.
Mir geht es heute mega gut. Ich geniesse das Leben extrem im Moment.
Manchmal ist sie ein bisschen müde, doch sie möchte das nicht ausschliesslich auf die Tabletten schieben, denn man ist ja auch im Alltag öfters müde vom Stress. Rosies Mut über ihre Krankheit zu sprechen hat viele positive Reaktionen ausgelöst. «Ich habe viele Komplimente bekommen für meinen Mut. Aber auch Betroffene mit ähnlichem Schicksal haben mich kontaktiert und gesagt, sie seien froh, dass ich das Tabu gebrochen habe und darüber geredet habe.»