Salome Gloor hat mit K.O.-Tropfen zu tun. Beruflich. Sie arbeitet bei der Beratungsstelle für Frauen, die Opfer von sexueller Gewalt geworden sind.
Die Expertin hat uns folgende 10 Dinge über K.O.-Tropfen gelehrt:
1. Zwei Hauptsubstanzen werden normalerweise als K.O.-Tropfen verwendet: GHB und GBL
Ersteres fällt unter das Betäubungsmittelgesetz. GBL nicht - das besorgt sich relativ easy und ist wandelbar zu K.O.-Tropfen. Jeder Depp kann im Internet rausfinden, wie das funktioniert und was man machen muss, damit es als K.O.-Tropfen wirkt. GBL ist eigentlich ein Lösungsmittel, das z.B. in Nagellackentfernern verwendet wird.
2. K.O.-Tropfen sind keine Urban Legend.
Es werden im Ausgang K.O.-Tropfen in Drinks geleert. Salome hat fast jedes Wochenende mit Opfern zu tun.
3. Man sagt K.O.-Tropfen einen seifigen Geschmack nach.
Der ist aber gerade in einem Mix-Getränk mit Alkohol geschmacksneutral, sprich nicht wahrnehmbar, weil die Aromen des Drinks eben den Geschmack der K.O.-Tropfen überdeckt.
4. Opfer beschreiben ähnliche Auswirkungen
Und die sehen so aus: Es geht rund eine Viertelstunde bis sich die K.O.-Tropfen bemerkbar machen. Opfer erzählen, sie können kaum mehr stehen, fühlen sich benebelt, wollen sich nur noch hinlegen, es werde ihnen extrem schlecht. Das kann schubweise passieren oder wie ein Hammer kommen.
5. K.O-Tropfen können zum Tod führen
K.O.-Tropfen können zur Bewusstlosigkeit führen. Schlimmstenfalls sogar zum Tod: Atemstillstand ist leider auch etwas, das vorkommt.
6. GHB wird auch als Partydroge verwendet.
In einer schwächeren Dosierung wirkt es euphorisierend bis enthemmend und kann sexuell stimulierend sein. Hochdosiert (dann eben als K.O.-Tropfen) kann es aber zum Knockout führen.
7. Es ist extrem schwierig K.O.-Tropfen nachzuweisen
Im Urin acht bis zwölf Stunden nachweisbar, im Blut gar nur sechs Stunden. Das ist eine sehr kurze Zeit. Per Haaranalyse geht es doch immerhin drei Monate.
8. Im Notfall: ins Glas pinkeln um die Probe im Nachhinein zu untersuchen
Wenn Opfer von K.O.-Tropfen zu schwach sind, um gleich zum Arzt oder der Polizei zu gehen, gibt es eine Notlösung die Tropfen nachzuweisen: In ein sauberes Glas pinkeln und das in den Kühlschrank stellen. So kann man diese Probe auch im Nachhinein noch untersuchen.
9. Die Tage nach einem Alkohol-Blackout sind ganz anders als nach einem K.O.-Tropfen-Blackout
Bei einem Alk-Filmriss hat man noch ein paar Wissens-Fetzen, man weiss noch so einigermassen, wie man von A nach B gekommen ist. Oder zumindest dann, wenn jemand erzählt, was man denn alles so gemacht habe. Da kann man den Filmriss rekonstruieren. Bei K.O. Tropfen bleibt alles einfach schwarz. Rabeschwarz. Man hat nicht mal den Hauch einer Ahnung, was passiert ist. Mehrere Tage danach hat man das Gefühl, wie in Watte gepackt zu sein.
10. Im Jahr 2013 wurden in der Schweiz 153 Fälle von Schändungen gemeldet
Ein Sexualdelikt ist eine Schändung: eine Person ist nicht urteilsfähig oder ist nicht fähig Widerstand zu leisten. Diese Zahl ist sehr schwammig. Viele Opfer melden den Vorfall nicht resp. erstatten keine Anzeige.
Zum Schluss machen wir aber doch noch einen auf «Mama» (Sorry, we have to).
Sich nur noch zuhause einschliessen ist keine Lösung. Aber: Sei einfach immer mit 2-3 guten Leuten unterwegs oder sag wenigstens jemanden, wo du hingehst und behalte dein Getränk bei dir. Sei dir bewusst, diese kackscheiss K.O.-Tropfen gibt es tatsächlich - das ist die Realität.