«Alles fing damit an, dass ich in der Kindheit missbraucht wurde», sagt Domenic. Dieser Übergriff war zugleich Auslöser seiner Erkrankung.
Gewalt als Ventil
Seine Jugend: Sex und Drogen. «Drogen waren für mich eine Fluchtmöglichkeit – ich habe fast alle ausprobiert.» Zeitgleich rutscht er in die Hooligan-Skinhead-Szene. Der heute 37-Jährige findet Zugehörigkeit und ein Ventil für seine Wut – die Gewalt.
Domenic verabredet sich mit anderen Hooligans im Wald für Schlägereien. Bei einem dieser Kämpfe wird Domenic ein Messer in den Rücken gestossen.
Mit 18 wird er zum ersten Mal Vater, doch sein Sohn wird an Pflegeeltern übergeben. «Ich wurde noch selbstzerstörerischer!», sagt Domenic.
Die Borderline-Störung
Domenic hasst zu dieser Zeit die ganze Welt. Er verletzt sich selbst. Mit Messern oder heissem Metal, um sich zu spüren: «Ich fühlte mich oft leer und tot.»
Dies ist ein Merkmal der Borderline-Persönlichkeitsstörung. Eine Krankheit, die sich durch Impulsivität und Instabilität in Bezug auf Beziehungen, Stimmung und Selbstbild zeigt.
«Ich kann nicht alleine sein», so Domenic. Er flüchtet sich in Beziehungen und idealisiert Frauen. Dazu kommen Identitätsstörungen. «Ich weiss nicht, was mich als Mensch ausmacht.» Sich selbst zu beschreiben fällt Domenic schwer. Suizidversuche sowie Selbstverstümmelungen sind Folgen der Borderline-Störung.
Raus aus der Sackgasse
Um aus der Spirale der Drogen, Gewalt und schnellem Sex auszubrechen, geht Domenic mit 20 in eine Entzugsklink. Danach gehts aufwärts. Er trifft seine Ex-Frau und gründet eine Familie.
«Seit ich Kinder habe, habe ich Halt.» Er steigt aus der Hooligan-Szene aus. Heute geht es ihm besser: «Seit sieben Jahren bin ich mit meiner Freundin zusammen und immer noch super happy.»
Mit fünf verschiedenen Medikamenten sowie einer Therapie versucht Domenic heute, den Missbrauch in seiner Kindheit aufzuarbeiten und die Borderline-Störung in den Griff zu bekommen. «Heute bereue ich meine Taten», sagt Domenic.
Wie geht es Domenic heute?
Domenic erlebte starke Rückschläge und ist derzeit für einen Monat in einer stationären Klinik untergebracht. Danach möchte er eine Tagesklinik besuchen, um langsam wieder den Alltag meistern zu können und wieder ins Arbeitsleben einzusteigen.
Die Reaktionen auf Domenics Geschichte waren intensiv. Viele erzählten intime Fakten aus ihrer eigenen Leidensgeschichte, sodass Domenic oft den Tränen nah war. Aber trotzdem: «Das Feedback der Menschen hat mir Mut gemacht», erzählt Domenic.