Kathrins grösster Feind, eine angeborene Darmerkrankung, zeigt sich äusserst selten – nur bei einem von 3‘000‘000 Menschen. Die Folgen aber sind umso gravierender: Essen verdauen und Nährstoffe aufnehmen ist nicht möglich für sie.
Ihr ganzes Leben schon ist Kathrin daher auf einen Katheter angewiesen, sie muss künstlich ernährt werden. Das dauert bis zu 15 Stunden – jeden Tag! Und anstatt eines normalen WCs benötigt sie einen künstlichen Darmausgang, der 6x pro Tag entleert werden muss.
Nur dank der Ausbildung und dem enormen Einsatz ihrer Eltern – einem Arzt und einer Pflegefachfrau – konnte Kathrin zuhause aufwachsen und eine reguläre Schule besuchen. Von einem «normalen» Alltag ist sie aber dennoch weit entfernt.
Vom Leben klein gemacht
Ihre Darmerkrankung ist nämlich nicht das einzige Problem, mit dem Kathrin zu kämpfen hat: Seit der ersten Klasse ist sie nicht mehr gewachsen – als Folge der vielen Bestrahlungen, wie die Ärzte vermuten.
Und während sie ihre Schläuche und ihre Operationsarben unter der Kleidung verstecken kann, fällt sie mit ihrer Grösse von rund 130cm sofort auf. Ein Umstand, der Kathrin nicht leicht fällt und auch immer wieder zu Missverständnissen führt:
Vor Weihnachten kam in einem Laden jemand auf mich zu, drückte mir einen kleinen Kalender in die Hand und sagte: ‹Hoi, gell, diesen gibst du dann deinem Mami?›
Eine missglückte Transplantation verändert ihr Leben – zum Guten!
Das Jahr 2008 brachte einen grossen Umbruch in Kathrins Leben: In Paris liess sie den grössten Teil ihres Darms entfernen und ein neues Spenderorgan transplantieren.
Der Plan ging leider nicht ganz auf – der neue Darm musste kurz darauf bereits wieder entfernt werden, die Komplikationen waren zu gross.
Und dennoch war der Eingriff für Kathrin ein Erfolg. Durch das Entfernen ihres Darms hatten die regelmässigen Entzündungen ein Ende. Ein Problem, das Kathrin immer wieder zurückgeworfen hat:
Es gab Zeiten vor dieser Transplantation, da konnte ich kaum 100 Meter laufen – und jetzt arbeite ich in einem Job, bei dem ich den ganzen Tag auf den Beinen bin!
Ein durchgeplantes Leben
Ihre Erkrankung fordert von Kathrin eine genaue Organisation – spontan verreisen oder schnell abends ein Bier trinken liegt nicht drin! Ihre Infusionen muss sie genau auf ihr Tagesprogramm abstimmen und bei Reisen ist ihr medizinisches Equipment stets im Gepäck.
Diese Umstände werfen auch bei Kathrin hin und wieder Fragen auf:
Warum genau ich? Warum seit meiner Geburt? Und warum muss ich auch noch so klein sein? Das hat ja prinzipiell nichts mit meiner Krankheit zu tun!
Und trotz all dieser Hürden geht Kathrin mit viel Elan und einer positiven Einstellung durchs Leben. In einer Therapie kann sie über ihre Probleme und Ängste sprechen – eine Fähigkeit, die sie erst erlernen musste. Und ihre Familie, ihre Freunde und ihr Beruf geben ihr Kraft und Unterstützung auf dem oft beschwerlichen Weg.