Bauchkrämpfe, starke Magendarmprobleme und das Aufstossen von Säure gehören zu Pascals* Alltag. Diese Symptome werden «somatoforme Funktionsstörung» genannt. Es ist eine Krankheit, mit der Pascal leben muss und trotzdem überrennen ihn Schmerzen und Ängste jeden Tag.
Es ist schwierig für mich, mit dieser Krankheit umzugehen. Ich muss mich damit abfinden, nicht belastbar zu sein. Trotzdem hoffe ich immer noch auf ein neurologisches Wunder, um meinen Körper zu resetten.
Mobbing und Unverständnis sind Teil des Problems
Pascal wird in seiner Kindheit gemobbt und umso älter er wird, desto krasser werden die Attacken. In der Oberstufe muss er sich von seinen Mitschülern Beleidigungen über sein Verhalten und sein Aussehen anhören: «Schwuchtel», «Du hast Dumbo-Ohren» und «Du stinkst», wird ihm täglich an den Kopf geworfen. Sogar gewisse Lehrer geben ihm das Gefühl, nichts wert zu sein.
Ich habe nie gelernt, mich zu wehren. Wahrscheinlich auch, weil mein älterer Bruder stärker war als ich. Wenn ich mich ihm entgegengestellt habe, kam es doppelt zurück.
Mit 14 Jahren wird es ihm das erste Mal zu viel und er spielt mit dem Gedanken, sich umzubringen. Leider ist auch die Berufslehre kein rettender Anker für ihn. Die männlichen Lehrer und Angestellten beleidigten ihn wegen seines Aussehens und seiner Sexualität. Das ist vielleicht auch der Grund, warum Pascal niemandem von seiner sexuellen Orientierung erzählen kann. Erst nachdem Pascals Eltern einen Coming-out-Flyer finden, gesteht er, dass er schwul ist. Sie kommen ihm mit Unverstädnis entgegen.
Ich konnte nie richtig zu meiner Sexualität stehen.
Hinzu kommt, dass er seine Potenz verliert. Pascal fühlt sich seiner Männlichkeit beraubt.
Eine tickende Zeitbombe
Pascal merkt im Alltag immer mehr, dass er unter Schmerzen leidet und ignoriert diese. Er arbeitet täglich unter Druck und Dauerstress, lässt sich aber nicht anmerken, dass es ihm schlecht geht – denn er will normal sein.
Ich habe immer versucht, mein Leben in den Griff zu bekommen. Die Gesellschaft verlangt, produktiv zu sein. Danach habe ich mich gerichtet.
Erst 2015 versteht er, dass er nicht mehr so weiter machen kann. Nach fünf Monaten in Tageskliniken wird diagnostiziert, dass er an einer Persönlichkeitsstörung leidet. Diese Krankheit ist auch der Auslöser für sein physisch Leiden. Der ständige Leistungsdruck und die Mobbing-Attacken haben ihn krank gemacht und Pascal findet: «So kann es in unserer Gesellschaft nicht weitergehen.»
* Name von der Redaktion geändert