Sport als Sucht. Für Roy, ehemaliger Profi-Triathlet und heutiger Coach, ist das ein oft auftretendes Phänomen. «Gut 15 Prozent der Triathleten würde ich als süchtig bezeichnen», meint der Zürcher. Er tut dies auf keinen Fall wertend, kennt er doch selbst die Schattenseiten dieses Sportes zur Genüge. Doch was löst diese Sucht nach Extremsportarten genau aus?
Triathlon als Zuflucht
Ich konnte in meinem damaligen Alter die Situation nicht einschätzen und war völlig verwirrt
In jungen Jahren erlebt Roy einen sexuellen Übergriff durch seinen Onkel. «Ich konnte in meinem damaligen Alter die Situation nicht einschätzen und war völlig verwirrt.» So verwirrt, dass der Zürcher erst einmal mit niemandem über das Vorgefallene spricht. Das Einzige, was ihm zu dieser Zeit hilft, ist der Legasthenie-Unterricht bei einer Schamanin. «Sie war eine sehr weise Frau, die mir half, Erlebtes zu verarbeiten.» Zweimal pro Woche geht Roy zu ihr. Sie gibt ihm das Rüstzeug schon als Achtjähriger mit auf den Weg, danach geht es eigentlich nur darum, das richtige Medium zu finden. Dies findet der Zürcher im Triathlon.
So ist es für ihn sehr wichtig zuerst einmal die Schweiz verlassen zu können und er reist in die USA. Dort trainiert Roy mit den besten Triathleten der Welt und lernt eine neue Sprache. Der Zürcher merkt schnell: Englisch öffnet ihm alle Türen, er kann sich besser ausdrücken und sieht sich besser verstanden. Dieser Prozess ist ein wichtiger Teil der Selbstfindung des Triathleten.
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Ausserdem hilft dem 54-Jährigen das exzessive Sportmachen bei der Neuevaluation und der Neudefinierung seiner Grenzen, denn diese wurden in seiner Kindheit des Öfteren Überschritten. «Zu Beginn wollte ich nur die Schulterklopfer für übertriebene Leistungen absahnen.» Doch mit der Zeit bemerkt der Zürcher, dass es nur ein Katalysator ist. Er arbeitet extrem an sich und sieht die Leistungen, die er im Triathlon vollbringt als Anreiz, alltägliche und einfache Dinge zu schätzen. Heute sagt er: «Ich bin Coach geworden, weil ich mich schon ganz früh an die Hand nehmen musste und mich coachen musste, damit ich überlebe.»
Wenn man jemals einen sexuellen Übergriff erlebt hat, dann sollte man zwingend mit seinen Nächsten darüber reden
Zum Schluss hat der Zürcher noch einen wichtigen Rat: «Wenn man jemals einen sexuellen Übergriff erlebt hat, dann sollte man zwingend mit seinen Nächsten darüber reden.»