Kurz vor dem Abschluss der Bezirksschule merkt Viviane, dass etwas komisch ist. Das war 2005. Sie spürt ihren Körper von der Brust hinab nicht mehr. «Ich ging zu meinem Arzt, doch der sagte, dass die Taubheit an meiner Prüfungsnervosität liegt.» Nach den Prüfungen verbesserte sich die Situation jedoch nicht.
Nach einem weiteren Arztbesuch, der nichts ergibt, geht Viviane nach Frankreich. Die Lähmungen nehmen zu, bis sie sich nicht mehr selbst anziehen kann.
«Ich war auf dem Markt, trug einen Rock, und plötzlich merke ich, wie Urin an meinem Bein herunterlief.» Die damals 15-Jährige spürte nicht, wenn sie auf die Toilette musste.
Die Entdeckung der Krankheit
Nach einem Aufenthalt in einem französischen Spital, sowie einem weiteren in der Schweiz, wird endlich klar, was die Aargauerin hat: Multiple Skleorse.
Multiple Skleorse ist eine Krankheit, die das Nervensystem befällt. Da das zentrale Nervensystem angegriffen wird, kann Multiple Sklerose ein Vielzahl von Symptomen verursachen: Sehstörungen oder ein Taubheitsgefühl im Körper sind typische Symptome. Die Krankheit ist unheilbar.
Das Jahr der Krankheit
Die Abschlussprüfungen besteht sie nicht. Viviane wiederholt das letzte Jahr Bezirksschule: «Das ganze Jahr war von der Krankheit geprägt», sagt Viviane. Sie hat regelmässig starke Schübe. Einmal fällt sie auf den Boden und kann sich nicht mehr rühren.
Sie fehlt oft im Unterricht, und Gerüchte machen die Runde. «Leute sagten, dass ich nur simuliere oder wenn ich weg war, dass ich schwänze.» Das Jahr besteht sie trotz den Umständen: «Ich platzte fast vor Stolz, als ich mein Abschlusszeugnis abholte.»
Die Eindämmung der Krankheit
Im selben Jahr entdeckte Viviane ein neues Medikament: «Nach dieser Behandlung hatte ich noch einen letzten Schub». Das war vor 10 Jahren. Einmal pro Monat muss Viviane dieses Medikament einehmen, das ihr ein gewöhnliches Leben ermöglicht.
«Mir hat mal jemand gesagt: Du musst dich entscheiden, ob die Krankheit dich lebt oder ob du mit der Krankheit lebst.» Sie hat sich entschieden: «Ich habe das Zepter selber in die Hand genommen.»
Trotz den wenigen verbleibenden Symptomen wie Müdigkeit und Anfälligkeit für Infektionen ist Viviane zufrieden mit ihrem Leben. «Ich mag für das Leben gezeichnet sein, aber im Grossen und Ganzen gefällt mir die Zeichnung.»