Die Zuschauer protestieren gegen Netflix, aber auch wegen eines technischen Problems, durch das viele Zuschauer nicht das ganze Bild sehen können. Die Vorführung wird nach einigen Minuten abgebrochen.
Aber warum nun der Protest gegen die Streaming-Plattform Netflix? Die hat den südkoreanischen Actionfilm «Okja», in dem Tilda Swinton und Jake Gyllenhall mitspielen, produziert. Insgesamt hat Netflix zwei Filme im Wettbewerb, beide kommen nie ins Kino, sondern werden nach dem Festival direkt ins Netz gestellt – abrufbar für die Abonnenten.
Neues Reglement
Das hatte im Vorfeld schon für Aufregung gesorgt. Skandal, riefen die französischen Kinobetreiber. Das Festival verhandelte mit dem Streaming-Dienst – ohne Erfolg. Jetzt hat es das Reglement geändert: 2018 muss jeder Film im Wettbewerb in ein französisches Kino kommen.
Kino oder Internet?
Unter den Fachbesuchern in Cannes wird debattiert, ob das der richtige Weg sein kann. Ist das nicht fürchterlich altmodisch? Wie schaut man einen Film? Im Kino oder im Internet? Immer mehr machen letzteres.
Will Smith vs. Pedro Almodovar
Klar, Festivals sollen Film und Filmkunst hochhalten. Aber nur den Kinofilm? Unter den Fach-Besuchern des Festivals sagen viele: Nein. Unzeitgemäss. Auch prominente Jury-Mitglieder bezogen Stellung: Hollywood-Star Will Smith ist pro Netflix, Regisseur Pedro Almodovar contra, er würde nie einem Film, der nicht in die Kinos kommt, eine Goldene Palme geben.
Nun also der Eklat im Kinosaal. Nach einigen Minuten war übrigens das technische Problem behoben und die Vorführung begann von vorne. Als der Film lief, buhten die Zuschauer wieder, als der Name «Netflix» auf der Leinwand erschien. Danach blieb es aber ruhig bis zum Schluss. Für den Film gab es sogar Applaus.